FRANKFURT (dpa-AFX) - Börsenexperten blicken weiterhin vorsichtig auf die neue Woche am deutschen Aktienmarkt. Die Nordkorea-Krise ist zwar wieder in den Hintergrund gerückt und der Dax (DAX) auf Erholungstour gegangen. Doch nach wie vor hält US-Präsident Donald Trump die Märkte in Atem. Darüber hinaus steht der September als der in der Regel saisonal schwächste Börsenmonat vor der Tür. Die Handelsumsätze dürften weiterhin dünn sein, wodurch es schwankungsreich zugehen könnte. Wichtige Konjunkturdaten sind zudem nur vereinzelt zu erwarten, genauso wie Unternehmensnachrichten.
Nachdem die Berichtssaison laut Analyst Markus Wallner von der Commerzbank (DE:CBKG) überwiegend zufriedenstellend verlaufen ist und die Unternehmensausblicke auf das Gesamtjahr das gute Wirtschaftsumfeld untermauerten, sieht er die Erwartungen an die Unternehmensgewinne dennoch eher fallen. Schuld sei der stärkere Euro. Wallner geht davon aus, dass sich der Dax nach seiner aktuellen Erholungsreaktion auf die Nordkorea-Krise "zunächst einmal seitwärts bewegen" sollte. Hinzu kommt möglicherweise eine Verunsicherung der Anleger infolge der Terroranschläge in Spanien und einer Messerattacke auf mehrere Menschen in Finnland.
Die Experten der Helaba schließen mit Blick auf den nahenden September eine Fortsetzung der Kursrückgänge nicht aus, und Uwe Eilers, Geschäftsführer der Frankfurt Vermögen GmbH, warnt: "Trotz guter Fundamentaldaten der Unternehmen und der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt könnten die Trump-Clownshow-Einlagen den Börsen weiter zusetzen. Das könnte den Dax womöglich wieder unter die wichtige Marke von 12 000 Punkte drücken."
POLITISCHES CHAOS IN DEN USA
Das politische Chaos im Weißen Haus verschreckt mehr und mehr - inzwischen auch jene Investoren, die bis zuletzt noch an die Handlungsfähigkeit des US-Präsidenten geglaubt hatten. Immerhin haben sich mehr hochrangige Wirtschaftsentscheider von Trump distanziert. Dieser gab offenbar nun auch seine Pläne zur Gründung eines Infrastruktur-Rates mit Konzernchefs aus der Privatwirtschaft auf, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am späten Donnerstag von einer informierten Person erfahren hat. Erst am Dienstag waren zwei bestehende Beratergremien abgeschafft worden, in denen sich Spitzenmanager mit Trump zu Wirtschaftsfragen ausgetauscht hatten.
Mit Blick auf die Konjunkturdaten der neuen Woche stehen vor allem Zahlen zum Wirtschaftswachstum im Fokus. Als besonders spannend werden am Mittwoch die Einkaufsmanager-Indizes für das verarbeitende Gewerbe in Europa und den USA - hier veröffentlicht durch den Finanzdienstleister Markit - eingestuft.
Sie dürften widerspiegeln, ob sich die Unsicherheiten der vergangenen Wochen in der Realwirtschaft niedergeschlagen haben, erwartet Veritas-Geschäftsführer Dirk Rogowski. "Die Umfrageergebnisse im Euroraum für August sollten bestätigen, dass die Stimmung in den Unternehmen ihren Höhepunkt überschritten hat", heißt es bei der Postbank. In Summe dürfte sich der Aufschwung insgesamt auch nach dem starken zweiten Quartal aber in einem "beachtlichen Tempo" fortgesetzt haben.
ZEW-, BIP- UND IFO-DATEN FÜR DEN DEUTSCHEN MARKT
Für den deutschen Markt rückt am Montag zunächst noch der ZEW-Index für August in den Blick, der die Einschätzungen für die künftige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland wiedergibt. Am Freitag stehen dann Detailzahlen zum Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals und der Ifo-Geschäftsklimaindex für August an.
Unternehmensseitig legt zum Abschluss der Berichtssaison am Donnerstag der Ticketvermarkter CTS Eventim (4:EVDG) Quartalszahlen vor. Die Equinet Bank erwartet ein ordentliches zweites Quartal und zudem ein starkes zweites Halbjahr. Darüber hinaus veröffentlicht die Schweizer Freenet-Beteiligung (4:FNTGn) Sunrise Communications Zahlen. Zwei Tage vorher legt Shoprite seinen Bericht zum vierten Geschäftsquartal 2016/17. Interessant ist das deshalb, da die afrikanische Tochter des Möbelkonzerns Steinhoff (22:SNHJ) die Kontrollmehrheit an der südafrikanischen Supermarktkette erwerben will, nachdem Fusionspläne Anfang des Jahres gescheitert waren.