Berlin (Reuters) - Bundesaußenminister Sigmar Gabriel lässt seine Haltung zu der von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen angestrebten Aufstockung der deutschen Truppen in Afghanistan offen.
"Aus der Sicht der Bundeswehr vor Ort ist eine eher moderate Aufstockung sinnvoll", sagte Gabriel am Mittwoch nach einem Besuch in Kabul und Masar-i-Scharif. Darüber müsse nun der Bundestag beraten. Dem wolle er nicht vorgreifen. "Wir haben eben heute hier nur gehört, dass aus Sicht der Soldaten vor Ort dieser moderate Aufwuchs notwendig ist, einfach um, wenn sie ausbilden, dann auch die Sicherheit für diese Ausbildung gewährleisten zu können und auch flexibel an unterschiedlichen Orten in ihrem Aufgabenbereich tätig werden zu können."
Von der Leyen hatte die deutschen Soldaten in Masar-i-Scharif einen Tag vor Gabriel besucht und erklärt, sie strebe eine Erhöhung der Mandatsobergrenze an. Die Soldaten hätten ihr gesagt, dass sie sich mehr Schutzkräfte wünschten. Zur Größenordnung einer Aufstockung äußerte sie sich nicht. Die Bundeswehr hat 980 Soldaten am Hindukusch stationiert und reizt damit das Bundestagsmandat, das noch bis Ende März läuft, voll aus.
Hauptauftrag der deutschen Soldaten ist die Beratung der einheimischen Armee und Polizei. Die Bundeswehr stellt dafür 80 Ausbilder, die übrigen Nationen im Feldlager in Masar-i-Scharif steuern weitere rund 20 Experten bei. Die Berater sind vor allem im Hauptquartier der afghanischen Armee im Norden, im rund 20 Kilometer vom deutschen Lager entfernten Camp Schahin, sowie in einem afghanischen Feldlager in der Unruhe-Provinz Kundus im Einsatz. Während sie ihren Auftrag erledigen, werden sie von weiteren Soldaten als Leibwächter geschützt.
Wegen der verschlechterten Sicherheitslage verschärfte die Nato jedoch die Sicherheitsvorkehrungen. Seit Anfang des Jahres schreibt sie nach Bundeswehrangaben eine höhere Zahl von Leibwächtern je Ausbilder sowie eine stärkere Mindestgröße für Fahrzeug-Konvois vor, die die Berater transportieren. Die Ausbilder haben gemeinsam mit ihren Beschützern eine der gefährlichsten Aufgaben bei der Bundeswehr in Afghanistan, da sie außerhalb des Camps arbeiten. Im April wurden bei einem Anschlag auf das Camp Schahin, wo regelmäßig deutsche Berater im Einsatz sind, über 140 afghanische Soldaten getötet.