Berlin (Reuters) - In Deutschland werden wegen der sinkenden Nachfrage nach Flüchtlingsunterkünften weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt.
Im ersten Quartal lag die Zahl mit 77.800 um 1,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. 2017 waren die Genehmigungen sogar um mehr als sieben Prozent gefallen, nachdem sie von 2008 bis 2016 noch kontinuierlich gestiegen waren.
Hauptgrund für den Abwärtstrend ist der Rückgang bei Flüchtlingsunterkünften. Im ersten Vierteljahr fiel deshalb die Zahl der Neubaugenehmigungen für Wohnheime um fast 43 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Wohnheime stieg die Zahl der Baugenehmigungen um 1,2 Prozent. Dafür sorgte die starke Nachfrage nach Mehrfamilienhäusern: Hier gab es ein Plus von 4,7 Prozent. Die Zusagen für den Bau von Einfamilienhäusern schrumpften hingegen um 2,0 Prozent, bei Zweifamilienhäusern sogar um 2,7 Prozent.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) rechnet für dieses Jahr mit der Fertigstellung von etwa 330.000 bis 340.000 Wohnungen. Benötigt werden der Bundesregierung zufolge aber jährlich mindestens 350.000 neue Wohnungen bis 2020. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag beschlossen, in der laufenden Legislaturperiode 1,5 Millionen Wohnungen zu bauen.
Der parlamentarische Staatssekretär im Bauministerium, Marco Wanderwitz, sagte auf dem Tag der Deutschen Bauindustrie, es gebe Handlungsbedarf, für bezahlbaren Wohnraum für Haushalte mit kleineren und mittleren Einkommen zu sorgen. Die Koalition wolle hier etwa mit Sonderabschreibungsmöglichkeiten im sozialen Wohnungsbau und dem Baukindergeld für Impulse sorgen.
Der Überhang von Genehmigungen im Wohnungsbau ist nach HDB-Angaben auf über 400.000 Wohnungen gestiegen. Bei rund einem Drittel warten die Bauherren nach den Worten von HDB-Präsident Peter Hübner wohl mit dem Bau ab. Dazu gehörten auch Spekulanten, die auf darauf setzen, dass ihr Grundstück an Wert gewinnt. Steigende Preise bremsen dem Verband zufolge den Wohnungsbau. So sei der Quadratmeterpreis für Bauland zwischen 2009 und 2017 um rund 40 Prozent gestiegen, während er sich in Großstädten sogar mehr als verdreifacht habe.