FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Freitag nach der Veröffentlichung überraschend guter Produktionszahlen aus Deutschland gestiegen. Die Gemeinschaftswährung wurde am Mittag bei 1,1707 US-Dollar gehandelt und damit über dem Niveau vom Vorabend. Zwischenzeitlich war der Kurs bis auf 1,1727 Dollar geklettert und damit auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1709 (Mittwoch: 1,1642) Dollar festgesetzt.
Das verarbeitende Gewerbe Deutschlands hat seine Gesamtproduktion im Mai unerwartet deutlich ausgeweitet. Bereits am Donnerstag waren überraschend gute Auftragszahlen von der deutschen Industrie veröffentlicht worden. "Nach Monaten der Enttäuschung sind das gute Nachrichten zum richtigen Zeitpunkt", kommentierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der Ing-Diba. Ralph Solveen, Experte bei der Commerzbank (DE:CBKG), verweist aber auch auf mögliche Sondereffekte.
Die weitere Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China sorgte unterdessen am Devisenmarkt für wenig Impulse, weil die jüngsten Schritte vorab erwartet worden waren. Nach Inkrafttreten von US-Strafzöllen auf chinesische Importe reagierte China am Freitag mit ähnlichen Sonderabgaben auf Einfuhren aus den USA. China sehe sich zum "notwendigen Gegenangriff" gezwungen, sagte ein Sprecher des Handelsministeriums. Die USA hätten "den größten Handelskrieg in der Wirtschaftsgeschichte" eingeläutet.
Die Währungshüter der US-Notenbank Fed zeigten sich zuletzt besorgt über den Handelsstreit. Die meisten Teilnehmer der jüngsten Zinssitzung Mitte Juni hätten die Einschätzung vertreten, dass sich die Unsicherheiten und die Risiken im Zuge der Handelspolitik intensiviert hätten, hieß es im am Donnerstag veröffentlichten Sitzungsprotokoll. Eine Eskalation der Lage drohe die Investitionen auszubremsen. Dennoch wolle man weiter am Kurs langsamer Zinserhöhungen festhalten.
Im weitere Tagesverlauf könnte noch der US-Arbeitsmarktbericht für Impulse am Devisenmarkt sorgen.