LONDON (dpa-AFX) - Weil ungeklärte Abwässer in Großbritannien massenhaft in Flüsse und ins Meer laufen, will die Branche nun deutlich mehr Geld in die Modernisierung des veralteten Systems investieren. Der Verband Water UK entschuldigte sich am Donnerstag für Fehler und kündigte zugleich an, weitere 10 Milliarden Pfund (11,5 Mrd Euro) zur Verfügung zu stellen. Damit soll die Zahl solcher Austritte bis 2030 um bis zu 35 Prozent reduziert werden. Zugleich betonte der Verband, wegen der Investition würden auch die Rechnungen für Verbraucher erneut steigen. Aktivisten reagierten empört und forderten, die Unternehmen müssten die Kosten aus ihren Gewinnen finanzieren.
"Sie schlagen nun vor, dass wir sie ein zweites Mal für eine Dienstleistung bezahlen sollen, die wir nicht erhalten haben", sagte der Umweltaktivist und Sänger Feargal Sharkey dem Sender BBC Radio 4. "Dabei sollten wir eine Entschuldigung für den Vorschlag erhalten, dass sie wegen ihrer Inkompetenz und Gier die Rechnungen um 10 Milliarden Pfund erhöhen werden."
Regenwasser und Abwässer werden in Großbritannien in denselben Rohren zu den Kläranlagen geleitet. Bei starken Regenfällen ist die Kapazität aber zum Teil nicht ausreichend, vor allem wenn wie nach der Hitzewelle 2022 der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht schnell aufnehmen kann. Das könnte zum Überlaufen von Klärwerken und damit zu Überflutungen von Häusern und Straßen führen. Deshalb darf gelegentlich überschüssiges Abwasser direkt in das Meer und die Flüsse geleitet werden - doch etliche Kläranlagen nutzen dies nach Ansicht von Kritikern viel zu häufig. 2022 flossen ungeklärte Abwässer insgesamt 1,75 Millionen Stunden lang in Meer und Flüsse.