LONDON (dpa-AFX) - Der Preis für europäisches Erdgas ist am Mittwoch gestiegen. Der in London gehandelte Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas zur Lieferung im Mai stieg bis auf rund 125 Euro für eine Megawattstunde. Zuletzt lag der Preis bei 120 Euro, was gegenüber dem Vortag einem Plus von etwa zehn Prozent entsprach. Niederländische Terminkontrakte gelten in Europa als eine Art Benchmark im Erdgashandel.
"Die Situation am europäischen Gasmarkt spitzt sich weiter zu", kommentierte Fachmann Carsten Fritsch von der Commerzbank (DE:CBKG). Von den Spitzenpreisen, die kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gezahlt werden mussten, ist der Erdgaspreis derzeit aber weit entfernt. Anfang März war der Preis bis auf mehr als 200 Euro nach oben gesprungen.
Am Vormittag hatte die Bundesregierung die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas in Kraft gesetzt. Hintergrund ist die Befürchtung einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgung wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Russland will Gaslieferungen an bestimmte Länder, darunter Deutschland, künftig nur noch gegen Rubel vornehmen. Experten sehen das Vorgehen des Kreml als Retourkutsche auf scharfe Wirtschaftssanktionen des Westens und als Schritt zur Stützung des angeschlagenen Rubel.
Die Umstellung der Zahlungen für russische Gaslieferungen nach Europa von Euro und Dollar auf Rubel wird nach Kremlangaben noch nicht an diesem Donnerstag in Kraft treten. Die Lieferung von Gas und die Bezahlung seien getrennte Prozesse, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. Die Anweisung von Präsident Wladimir Putin, auf Rubel-Zahlungen umzustellen, sei noch nicht für diesen Donnerstag gültig. Putin will sich an dem Tag mit Vertretern des russischen Gasriesen Gazprom (MCX:GAZP) und der Zentralbank treffen, um sich über den Stand der Dinge informieren zu lassen.