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Milliarden für neuen Euro-Rettungsschirm fließen schneller

Veröffentlicht am 02.03.2012, 06:12
Aktualisiert 02.03.2012, 06:16
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Im Streit über die verbesserte Schlagkraft des neues Rettungsschirms ESM gibt es Bewegung: Die Eurostaaten werden schneller in den Fonds einzahlen als bisher geplant. Im laufenden Jahr sollen bereits zwei von insgesamt fünf geplanten Raten geleistet werden, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Donnerstagabend nach dem ersten Tag des EU-Gipfels in Brüssel. Ein endgültiger Beschluss über das Verfahren solle heute (Freitag) zum Abschluss des Treffens fallen.

Noch im März werde entschieden, ob die Krisenfonds EFSF und ESM aufgestockt werden. 'Das kann auch von den Finanzministern gemacht werden', sagte Van Rompuy. Deutschland lehnte beim Gipfel eine Ausweitung weiter ab.

Aus dem Kreis der G20-Partner dringen unter anderem die USA darauf, dass Europa seine Schutzwälle gegen die Eurokrise verstärkt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ist dafür. Der ESM soll zum 1. Juli kommen und einen Umfang von 500 Milliarden Euro haben. In der Debatte ist eine Erhöhung auf eine Billion Euro oder mehr.

Die Staatenlenker begrüßten die Fortschritte Griechenlands, mit Reformen und harten Einschnitten die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. 'Wir unterstützen die Maßnahmen in Griechenland', sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Das grundsätzlich vereinbarte zweite Hilfspaket von 130 Milliarden Euro soll Ende kommender Woche von den obersten Kassenhütern der Eurozone endgültig bestätigt werden.

In der Debatte über den ESM-Fonds hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Anfang der Woche mit dem Vorschlag überrascht, Deutschland wolle den ESM schneller als geplant mit Kapital ausstatten. Die Bundesregierung sei bereit, den deutschen Anteil von gut 22 Milliarden Euro innerhalb von zwei Jahren einzuzahlen. In laufenden Jahr könnten es 11 Milliarden Euro sein, im Jahr 2013 könne dann die zweite, gleich hohe Rate folgen.

Bei dem Spitzentreffen gab es Streit über den richtigen Weg aus der Wirtschaftskrise. Der britische Premierminister David Cameron beschwerte sich laut Diplomaten darüber, dass ein von ihm gemeinsam mit elf weiteren Staatenlenkern verfasster Plan für mehr Wachstum und Beschäftigung ignoriert worden sei. Stattdessen werde ein von Frankreich und Deutschland entworfenes Papier favorisiert. Gipfelchef Van Rompuy ging im Detail nicht darauf ein und meinte nur, Cameron sei mit dem letzten Entwurf der Abschlusserklärung zufrieden.

Cameron, der niederländische Regierungschef Mark Rutte und andere hatten unter anderem gefordert, den Markt für Dienstleistungen in der EU stärker als bisher zu öffnen und einen gemeinsamen Digitalmarkt zu schaffen. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sprach von einer 'kontroversen Diskussion' - was im diplomatischen Sprachgebrauch für Streit steht.

Der SPD-Politiker sagte: 'Es ist hinreichend nachvollziehbar, dass der Inhalt des Briefes der Zwölf, der eine weitere Deregulierung, eine weitere Stufe bei der Liberalisierung im Binnenmarkt als ein wesentliches Ziel beschreibt, nicht auf die uneingeschränkte Unterstützung des Europäischen Parlamentes stößt und auch im Rat selbst kontrovers gesehen wird.'

Merkel forderte von den EU-Partnern, sich nach deutschem Vorbild besser auf den Weltmärkten zu behaupten. Die gigantischen Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Stabilisierung der Banken bedeuteten eine Atempause.

Die EZB hatte am Vortag zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate zinsgünstige Kredite von über einer halben Billion Euro an die Banken vergeben, um eine Kreditklemme zu verhindern. Wackelkandidaten wie Italien und Spanien können sich zu vergleichsweise günstigen Zinsen neues Geld beschaffen. Das Eingreifen der Zentralbank wurde von vielen Staatenlenkern beim Gipfel begrüßt.

Die 'Chefs' beschlossen einstimmig, dass der Belgier Herman Van Rompuy (64) für weitere zweieinhalb Jahre Chef der EU-Gipfel bleibt.

Die Staatenlenker einigten sich zudem, Serbien den Status eines Beitrittskandidaten zu geben. Zuvor hatte Rumänien seinen Widerstand gegen die Annäherung Serbiens an die EU aufgegeben. Rumänien und Serbien unterzeichneten ein Abkommen zum Schutz der walachischen Minderheit in Serbien.

Die mehrfach verschobene Entscheidung über die Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in den Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen soll nun im September fallen./cb/DP/stb

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