Frankfurt, 23. Okt (Reuters) - Eine Gewinnwarnung von
Daimler und die Angst vor weiteren Hiobsbotschaften in der
Finanzkrise haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag tief
ins Minus gedrückt. Der Dax<.GDAXI> rutschte bis zum Mittag um
drei Prozent auf 4435 Zähler ab. "Jetzt haben die Leute es
schwarz auf weiß, dass es schlimm aussieht, und deshalb wird
alles an Aktien rausgeworfen", sagte ein Aktienhändler. "Wenn
das so weitergeht, bekommen wir keine Rezession, sondern eine
Depression", sagte ein anderer Marktteilnehmer.
Für schlechte Stimmung hatte schon der Blick auf die Wall
Street gesorgt: Nach Börsenschluss in Europa gingen die Kurse
dort steil nach unten. Der Dow-Jones-Index fiel auf den tiefsten
Stand seit fünf Jahren.
KEIN AKTIENRÜCKKAUF MEHR BEI DAIMLER
Der Autobauer Daimler senkte zum zweiten Mal in
diesem Jahr seine Gewinnprognose. In diesem Jahr sei nur noch
mit einem Gewinn vor Steuern und Zinsen von mehr als sechs
Milliarden Euro zu rechnen, teilte Daimler mit. Einmaleffekte
seien darin noch gar nicht enthalten. Erst im Sommer hatte das
Unternehmen seine ursprüngliche Gewinnprognose kassiert und ging
seitdem noch von einem Ebit von mehr als sieben Milliarden Euro
aus.
Zudem soll das Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt werden.
"Nicht einmal das passiert", seufzte ein Händler. Die Aktien von
Daimler fielen zeitweise um fast neun Prozent, konnten
sich dann aber wieder erholen und notierten zuletzt 0,5 Prozent
tiefer. "Die Erwartungen, die der Markt hatte, waren anscheinend
noch viel negativer als das, was jetzt gekommen ist", sagte ein
Händler.
Schon vor den Zahlen von Daimler waren am Markt Zweifel
aufgekommen, dass die deutschen Konzerne eine Umsatzflaute auf
dem heimischen Markt im Auslandsgeschäft wettmachen können.
Derartige Sorgen machten vor allem der Metro-Aktie zu
schaffen. Sie fiel um mehr als zwölf Prozent auf 22,65 Euro und
war damit größter Verlierer im Dax. "Die Aussichten für das
Osteuropa-Geschäft scheinen sich zu verschlechtern, dabei war
das immer der Fantasieträger", sagte ein Händler. Auch Analysten
äußerten sich kritisch: "Die Zahlen zum dritten Quartal könnten
den Markt enttäuschen", warnten die Experten von Unicredit. Der
Handelkonzern legt am kommenden Donnerstag Zahlen vor.
Dagegen punktete Praktiker mit Quartalszahlen und
dem Ausblick auf das laufende Jahr: Die im MDax<.MDAXI> notierte
Aktie schoss um 18 Prozent nach oben, nachdem die Baumarktkette
mit den Zahlen die Erwartungen erfüllte und die Prognosen für
2008 bekräftigte.
BAYER UND LINDE STÜTZEN DAX
Als Stütze für den Dax erwiesen sich Bayer und
Linde. Die Aktie des Leverkusener Pharmakonzerns stieg
um bis zu 4,4 Prozent, als Übernahmegerüchte die Runde machten.
Der US-Konzern Pfizer zeige angeblich Interesse, sagten
Händler. Im Laufe des Tages bröckelte der Kurs zwar ab, doch
verteidigten Bayer ein Plus von 2,5 Prozent.
Linde zogen um 1,4 Prozent an. Börsianer verwiesen
zur Begründung auf gute Nachrichten von der Konkurrenz: "Die
Zahlen von Air Liquide waren ganz ordentlich, und vor
allem hat der Konzern seine Prognosen bestätigt, das sind gute
Nachrichten", sagte ein Händler. Air Liquide stiegen um 3,9
Prozent und waren Spitzenreiter im EuroStoxx50<.STOXX50E>.
(Reporter: Kerstin Leitel; unter Mitarbeit von Kirsti
Knolle; redigiert von Alexander Hübner)