* Bericht zu drohendem Gewinneinbruch belastet RWE
* Ambitionierter Geschäftsplan von Carrefour hilft Metro
* Unerwartet starke Oracle-Bilanz beflügelt SAP-Aktie
* ACS-Übernahmeplan treibt Hochtief-Aktie weiter an
(neu: Irland, RWE, Hochtief, Q-Cells, Ahold)
Frankfurt, 17. Sep (Reuters) - Spekulationen über die
Finanzkraft des irischen Bankensektors haben den Anlegern am
Freitag die Lust auf Aktien verdorben. Der Dax<.GDAXI> lag 0,2
Prozent tiefer bei 6235 Zählern, nachdem er vor dem Verfall am
Terminmarkt am Mittag noch bis auf 6321 Stellen gestiegen war.
Sollte der deutsche Leitindex auf diesem Niveau schließen, hätte
er in der zu Ende gehenden Handelswoche 0,3 Prozent zugelegt.
Die fünfjährigen Kreditausfallversicherungen (CDS) auf irische
Staatsanleihen waren auf ein Rekordhoch von 425 Basispunkten
geklettert. "Das hat den Markt verunsichert, bei Irland denkt
man schnell auch an Banken", sagte ein Händler. Auch der
Euro geriet unter Druck und gab auf 1,3058 Dollar nach.
Europaweit gaben Finanzwerte nach, der
Stoxx-Branchenindex<.SX7P> büßte 0,7 Prozent ein. An der Börse
in Dublin stürzten die Aktien von Allied Irish Banks und
Bank of Ireland 7,5 beziehungsweise 3,3 Prozent ab.
"Anleger sind sich immer noch unsicher, wie viel die
Rekapitalisierung des irischen Bankensektors kosten wird", sagte
Nick Stamenkovic vom Brokerhaus Ria. In Frankfurt verloren die
Aktien der Commerzbank 1,6 Prozent und die der
Deutschen Bank 0,5 Prozent. Die Titel der beiden
Versicherer Allianz und Münchener Rück
gehörten mit Abschlägen von jeweils 1,2 Prozent ebenfalls zu den
größten Verlierern.
RWE rutschten 2,1 Prozent ab und waren damit
Dax-Schlusslicht. Einem Zeitungsbericht zufolge droht dem
Energiekonzern im kommenden Jahr ein Ergebniseinbruch von 1,5
Milliarden Euro. Die Papiere des Konkurrenten E.ON
verloren 1,9 Prozent.
ANLEGER HOFFEN WEITER AUF INFINEON-DIVIDENDE
Ein als ambitioniert interpretierter Geschäftsplan des
französischen Handelsriesen Carrefour zog europaweit
Einzelhandelstitel mit. Der Branchenindex<.SXRP> gewann 1,7
Prozent. Carrefour will unter anderem mit milliardenschweren
Renovierungsmaßnahmen in Europa seinen Gewinn bis 2015 mehr als
verdoppeln. Metro-Aktien führten mit einem Plus von 3,3
Prozent den Dax an. Die Aktien des niederländischen Konkurrenten
Ahold verteuerten sich um ein Prozent.
Gefragt bei Anlegern waren auch Technologiewerte, nachdem
die beiden US-Konzerne Oracle und Research in Motion
(RIM) mit guten Nachrichten das Anlegerinteresse auf
sich gezogen hatten. Die Aktien des größten europäischen
Softwarekonzerns SAP verteuerten sich um 1,3 Prozent.
Der US-Konkurrent Oracle hatte im ersten Quartal rund 25
Prozent mehr Software verkauft sowie über ein merklich
anziehendes Geschäft mit Computern berichtet. Händlern zufolge
stiegen damit die Erwartungen für die gesamte Branche.
Die Aktien des Halbleiterkonzerns Infineon
profitierten von Hoffnungen auf eine Dividende und setzten ihre
Rally um 1,6 Prozent fort. Nach dem Verkauf der Handychip-Sparte
an den US-Konzern Intel könne eine Sonderausschüttung
"auf keinen Fall" ausgeschlossen werden, sagte Konzernchef Peter
Bauer in einem Interview.
Zu den größten Gewinnern zählten zudem die Aktien der
DivDax-Aufsteiger VW und Merck mit
Aufschlägen von drei beziehungsweise 1,6 Prozent.
Für Gesprächsstoff sorgten erneut die Übernahmepläne des
spanischen Großaktionärs ACS beim größten deutschen
Baukonzern Hochtief. Hochtief-Aktien bauten ihre
5,6-prozentigen Vortagesgewinne um weitere 2,6 Prozent aus. "Die
Anleger setzen darauf, dass es zur Übernahme kommt", sagte ein
Händler. Konzernchef Herbert Lütkestratkötter hatte die
ACS-Offerte in einem Reuters-Interview als feindlich bezeichnet.
Q-Cells profitierten von einem positiven Ausblick
und verteuerten sich um 3,4 Prozent. "Wir sind voll ausgelastet
und können die Nachfrage bei weitem nicht befriedigen", sagte
Konzernchef Nedim Cen in einem Reuters-Interview.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Stefanie Huber)