(neu: aktualisierte Kurse)
Frankfurt, 22. Okt (Reuters) - Die Risikoscheu der
verunsicherten Anleger hat die Aktienkurse am Mittwoch erneut
tief fallen lassen. Investoren ließen wegen einer drohenden
Rezession die Finger von Aktien und steckten ihr Geld lieber in
festverzinsliche Papiere. Der Euro stürzte zeitweise auf
ein Zwei-Jahres-Tief von 1,2743 Dollar, was Analysten vor allem
mit dem extremen Liquiditätshunger amerikanischer Investoren
begründeten. Der um gut vier Dollar auf 68,36 Dollar je Barrel
gefallene Ölpreis wurde von Anlegern als weiteres Indiz
für eine deutliche Abkühlung der Weltwirtschaft gewertet.
Der Dax<.GDAXI> verlor im Sog schwächerer US-Börsen 4,5
Prozent auf 4571 Punkte. Der europäische Stoxx50<.STOXX50> gab
fünf Prozent auf 2226,85 Punkte ab. "Alle haben Geld in den
vergangenen Wochen verloren, jetzt traut sich keiner mehr etwas
zu tun", sagte ein Börsianer. Für Kursgewinne von ein paar
Prozent wolle keiner den Helden spielen.
AUSVERKAUF BEI VERSICHERERN
Die Verlierer im Dax zogen sich durch alle Branchen. Die
heftigsten Abschläge verbuchten mit einem Minus von mehr als
zehn Prozent die Papiere der Hypo Real Estate. Auch die
Versicherungsbranche stand unter Druck: Münchener Rück
verloren einen Tag nach der Gewinnwarnung der Hannover
Rück 6,6 Prozent. Anleger trennten sich auch von
Allianz-Aktien, die ihre zweistelligen Kursverluste zu
Handelsende aber immerhin auf ein Minus von rund sechs Prozent
eingrenzen konnten. Händler berichteten von Gerüchten, Allianz
wolle die Dividende für 2008 senken. Der Konzern wollte dazu
nicht Stellung nehmen.
Europaweit standen erneut Bankenwerte auf den
Verkaufslisten, nachdem Wachovia mit 23,9 Milliarden
Dollar den größten Verlust einer US-Bank im Zuge der Finanzkrise
verbuchte. Der europäische Branchenindex<.SX7P> knickte um 5,2
Prozent ein.
SCHLECHTE NACHRICHTEN BEI DAIMLER ERWARTET - GLAXO IM PLUS
Auch beim Autobauer Daimler rechneten Anleger mit
schlechten Nachrichten: Einen Tag vor Bekanntgabe der
Quartalszahlen gaben die Titel 7,8 Prozent nach. "Schließlich
hat Daimler mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die
Marktbedingungen verschlechtert haben", sagte ein Händler.
Am heftigsten einstecken mussten an den europäischen Börsen
wegen der wegbrechenden Rohstoffpreise Öl- und Gaswerte. Aktien
von Total und Royal Dutch Shell verloren
jeweils mehr als sechs Prozent.
GlaxoSmithKline legten als einer der wenigen Gewinner
in Europa 1,3 Prozent zu. Das schwächelnde britische Pfund hat
dem Pharmariesen im Quartal einen stärker als erwarteten
Ergebnisanstieg eingebracht.
ARGENTINIEN REISST SPANISCHE BÖRSE NACH UNTEN
An der spanischen Börse sackte der Leitindex IBEX<.IBEX> um
8,1 Prozent ab. Händler erklärten die Kursverluste mit der
Nachricht, dass das wirtschaftlich eng mit Spanien verflochtene
Argentinien private Rentenfonds verstaatlichen will. Die Fonds,
die ein solcher Schritt betreffen würde, gehören unter anderem
zu BBVA, HSBC und ING, deren Aktien
alle um neun bis elf Prozent einbrachen. Der Kurs des Ölkonzerns
Repsol, der rund 15 Prozent seines Umsatzes in dem
lateinamerikanischen Land erzielt, fiel um 15,7 Prozent.
PESSIMISMUS AN DER WALL STREET
In den USA nährten die enttäuschenden Quartalsberichte von
AT&T und Boeing die Sorge vor künftig schrumpfenden
Unternehmensergebnissen. Zu Handelsschluss in Europa lag der
Dow-Jones<.DJI> 3,5 Prozent im Minus, der
Nasdaq-Composite<.IXIC> verlor 2,1 Prozent.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Patricia Gugau)