(neu: Schlusskurse, Wall Street, Air France-KLM)
Frankfurt, 20. Jan (Reuters) - An den Aktienmärkten ist der
erhoffte Obama-Bonus am Dienstag ausgefallen. Der Dax<.GDAXI>
beendete den Handelstag kurz vor der Vereidigung von Barack
Obama als US-Präsident mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 4239
Zähler. Der Europa-Index Stoxx50<.STOXX50> gab 1,9 Prozent auf
1935 Stellen ab. Hauptbelastungsfaktor war Börsianern zufolge
die Sorge um den Zustand der Banken in Europa und den
Vereinigten Staaten. Zudem wurde die andauernde
Konjunkturskepsis von Nachrichten über Kurzarbeit bei
BMW und Volkswagen verstärkt.
Obamas Antrittsrede wurde weltweit mit Spannung erwartet,
Investoren erhofften sich vor allem Aussagen zu neuen
Konjunkturhilfen. Einige Marktteilnehmer äußerten sich
allerdings skeptisch. "Die Obama-Euphorie ist halt auch
irgendwann verflogen. Er hat auch keinen Zauberstab, mit dem er
die Probleme über Nacht lösen könnte", gab ein Börsianer zu
Bedenken.
Auch die Wall Street empfing den neuen Präsidenten mit
Kursverlusten. Der Dow-Jones-Index lag zu Handelsschluss in
Europa zwei Prozent im Minus bei 8119 Stellen, der
Technologie-Index Nasdaq-Composite<.IXIC> rutschte drei Prozent
auf 1482 Zähler ab. "So glücklich wir über den Regierungswechsel
sind (...), so realistisch schauen wir leider auf die
Quartalszahlen der US-Konzerne", sagte Arthur Hogan von
Jefferies & Co. Deutlich unter Druck gerieten Finanzwerte. Die
Papiere der Bank of America rauschten 19 Prozent in den
Keller, Citigroup-Aktien büßten zehn Prozent ein.
AKTIEN VON LLOYDS UND BARCLAYS STÜRZEN IN LONDON AB
In Europa standen die britischen Großbanken Lloyds
und Barclays mit einem Kurssturz von 31 beziehungsweise
17 Prozent im Fokus. Händlern zufolge lasteten auf den Titeln
wieder aufkommende Sorgen, dass die Institute Staatshilfen
benötigen könnten. In Frankfurt fielen
Deutsche-Bank-Titel um 5,1 Prozent. Das Institut
erklärte, es wolle zu Marktgerüchten um eine Kapitalerhöhung
nicht Stellung nehmen. Ein Bank-Sprecher verwies aber auf eine
Ziel-Kernkapitalquote von zehn Prozent, die Ende des vierten
Quartals erreicht worden sei. Commerzbank gaben 6,4
Prozent nach.
Mit Aktienverkäufen quittierten die Investoren Meldungen,
wonach der Softwarekonzern SAP für 2009 vorerst keine
konkrete Umsatzprognose wagen wird. Die Titel gaben 2,5 Prozent
nach. Co-Vorstandschef Leo Apotheker hatte in einem
Capital-Interview erklärt, das Ziel, die operative Umsatzrendite
auf 35 Prozent zu steigern, gelte erst nach der Wirtschaftskrise
wieder.
Mit einem Plus von 7,9 Prozent reagierte die
Metro-Aktie auf die Auflegung eines
Kostensenkungsplans. Der Handelsriese will bis 2012 rund 1,5
Milliarden Euro sparen und die Zahl der Arbeitsplätze deutlich
reduzieren. Betroffen sind Metro zufolge weltweit rund 15.000
Stellen.
In Paris rutschten die Papiere von Air France-KLM
nach der Ankündigung eines Quartalsverlustes um 9,5 Prozent ab.
Der Konkurrent Lufthansa bekräftigte zwar seine
Prognose für das abgelaufene Geschäftsjahr, seine Aktien gaben
dennoch fast vier Prozent nach.
Gesprächsstoff am Markt bot die geplante Zusammenarbeit von
Chrysler[CBS.UL] und Fiat. Nach Angaben des US-Konzerns
haben sich die beiden Autobauer auf eine Kooperation
verständigt. Fiat-Aktien stiegen zunächst an, drehten dann
allerdings ins Minus und notierten zuletzt 1,3 Prozent tiefer.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Banser)