Berlin, 24. Feb (Reuters) - Die ostdeutschen Sparkassen blicken wegen der niedrigen Zinsen skeptisch nach vorn. Der operative Gewinn dürfte im laufenden Jahr sinken, teilte der Dachverband OSV am Mittwoch mit. Für 2016 sei beim Betriebsergebnis vor Bewertungseffekten ein Rückgang auf rund 1,0 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme zu erwarten, sagte OSV-Geschäftsführer Wolfgang Zender in Berlin. Diese entscheidende Kennziffer für das operative Geschäft war 2015 auf 1,15 Prozent gesunken und damit das vierte Jahr in Folge, nach 1,17 Prozent 2014. "Alles in allem war 2015 ein weiteres Ruhe-vor-dem-Sturm-Jahr", sagte Zender. "2017 wird noch nicht so dramatisch." Danach aber werde der "Druck steigen", wenn die Zinsen wie erwartet niedrig blieben.
Die Sparkassen wollen mit Kostensenkungen gegensteuern und dies etwa über eine vertiefte Zusammenarbeit im Sparkassenlager und verbesserte Abläufe erreichen. "Einen Rückzug aus der Fläche wird es nicht geben", betonte OSV-Präsident Michael Ermrich. Er hält auch eine Konsolidierung bei den Versicherern und Bausparkassen in der bundesweiten Sparkassenfamilie für möglich. Aber hier tue sich die dezentral aufgestellte Organisation schwer, zu zentralen Strukturen zu kommen. Die Debatte dazu dürfte weitergehen, aber dies stehe nicht im Fokus, so Ermrich.
Im Kredit- und im Einlagengeschäft erreichten die 45 OSV-Institute erneut Rekordwerte. Das Darlehensvolumen stieg 2015 um 6,6 Prozent auf 46,3 Milliarden Euro. Wie zuletzt sorgten Wohnungsbaufinanzierungen für Schwung. Die Einlagen kletterten um 3,5 Prozent auf 93 Milliarden Euro. Zender stellte klar, dass Firmenkunden, die bisher nicht mit den Sparkassen zusammengearbeitet hätten, für größere Einlagen Gebühren zahlen müssten. "Für vagabundierendes Geld haben wir keine Zeit", sagte Zender zu Reuters. Für private Kunden hingegen würden die Zinsen nicht unter Null sinken.
Der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) vertritt die Interessen der Sparkassen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.