- von Alexander Hübner
München (Reuters) - Die Allianz (DE:ALVG) steckt die Serie von Stürmen und anderen Naturkatastrophen locker weg.
529 Millionen Euro muss der Konzern als einer der weltgrößten Schaden- und Unfallversicherer für die Folgen der Hurrikane in den USA und der Karibik und andere Orkane zahlen, deutlich wenige als viele Konkurrenten. Finanzvorstand Dieter Wemmer musste die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr am Freitag nur "um eine Nuance" zurücknehmen: "Der Spielraum ist etwas kleiner geworden", sagte er. Das operative Ergebnis werde zwischen 10,8 und 11,3 (Vorjahr: 11,1) Milliarden Euro liegen. Zuletzt hatte ihn die Allianz - wie die Analysten auch - nahe bei 11,3 Milliarden verortet.
"Angesichts der massiven Naturkatastrophen, die sich auf unser Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft auswirkten, haben sich die Ergebnisse des dritten Quartals robust gezeigt", zeigte sich Vorstandschef Oliver Bäte zufrieden. Das Geschäft mit Investmentfonds und Lebensversicherungen machte die Einbußen in der Sachversicherung weitgehend wett. Nach neun Monaten hat die Allianz operativ bereits 8,3 Milliarden Euro verdient, gut drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Nettogewinn stieg um fünf Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. "Eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit", fanden auch die Analysten von Bernstein.
Die Kapitaldecke der Allianz ist sogar so dick, dass der Vorstand zum zweiten Mal in diesem Jahr einen milliardenschweren Aktienrückkauf beschlossen hat. Allianz-Papiere für bis zu zwei Milliarden Euro sollen zwischen Januar und Juni 2018 aufgekauft werden, um das überschüssige Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. Dabei ist das erste, drei Milliarden Euro schwere Rückkaufprogramm vom Februar noch nicht einmal abgeschlossen. Die Allianz könne sich das "sehr gut leisten", sagte Wemmer. Die Solvabilitätsquote liegt mit dem Rekordwert von 227 Prozent über dem Zielwert. Mit dem Aktienrückkauf schmilzt die Kapitaldecke nur um sechs Prozentpunkte. Einschließlich Dividenden werde die Allianz damit zwischen 2017 und 2020 wohl mehr als 20 Milliarden an die Aktionäre ausschütten, glaubt Baader-Helvea-Analyst Daniel Bischof.
ZUKÄUFE JA, ABER "NICHT ERZWINGEN"
Für Zukäufe wäre trotzdem genügend Geld da. "Wir haben uns damit in keinster Weise beschnitten in unseren Möglichkeiten für Akquisitionen", sagte Wemmer, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Allianz-Chef Bäte galt eigentlich nicht als Freund regelmäßiger Rückkaufprogramme, er hielt lieber Ausschau nach großen Übernahmen. "Danach zu streben, ist schon sinnvoll, aber nicht, sie zu erzwingen", sagte Wemmer der Nachrichtenagentur Reuters. Man müsse mit dem Kapital diszipliniert umgehen.
Der US-Vermögensverwalter Pimco ist wieder in der Spur. Mit einem Mittelzufluss von mehr als 125 Milliarden Dollar bis Ende Oktober hat die kalifornische Tochter die Einbußen aus dem Jahr 2015 fast wieder aufgeholt, rechnet Wemmer vor. "Das ist ein absolut herausragendes Ergebnis für einen aktiven Asset Manager." Solche Zuflüsse schafften sonst nur passive Fonds, die nicht von einem Fondsmanager gesteuert werden, sondern Indizes abbilden. Wemmers Wermutstropfen waren Währungseffekte, deretwegen das verwaltete Vermögen von Pimco und der europäischen Schwestergesellschaft Allianz Global Investors nur um sieben Milliarden auf 1,41 Billionen Euro stiegen. "Der Dollar hat uns viel von der tollen Pimco-Story gekostet."
Der Finanzchef hofft, dass der Konzern von den angedrohten Preiserhöhungen der Rückversicherer nach der Hurrikan-Serie verschont bleibt. "Das ist das berühmte Pfeifen im Walde", sagte er Reuters. Die Allianz trage in den USA bis zu 200 Millionen Euro pro Schadenereignis selbst und habe die Rückversicherer daher kaum in Anspruch genommen.