- von Matthias Inverardi und Victoria Bryan
Düsseldorf (Reuters) - Die Diesel-Krise gibt dem Elektro-Transporter der Deutschen Post (DE:DPWGn) weiteren Schub.
Der Konzern verzeichne rege Nachfrage nach seinem elektrisch angetriebenen StreetScooter, sagte Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag. Das Interesse der Kunden werde durch die Debatte um Diesel-Fahrverbote weiter angeheizt. Die Post hatte sich vergebens bemüht, mit traditionellen Autokonzernen einen Elektro-Transporter zu entwickeln. Mit dem StreetScooter hat sie diese Aufgabe dann selbst übernommen, die Fahrzeuge können auch bei Fahrverboten für Verbrennungsmotoren durch die Innenstädte kurven. Kommunen oder Handwerker wollen das Fahrzeug nun kaufen. Aber auch im traditionellen Geschäft läuft es für den Konzern rund. Dank des boomenden Online-Handels und der regen Nachfrage nach Express-Sendungen verbuchten die Bonner im zweiten Quartal deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn.
Die Post ist mit StreetScooter zu einem führenden Hersteller von Elektro-Transportern aufgestiegen. Die Firma war 2010 als Startup-Unternehmen aus dem Umfeld der Universität RWTH Aachen gegründet worden. In Aachen wurden Elektrofahrzeuge entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse der Zusteller der Post zugeschnitten waren. Das Nutzfahrzeug wurde 2012 vorgestellt. Im Dezember 2014 hatte die Post sich dann alle Anteile der StreetScooter GmbH gesichert. Rund 3000 der Transporter fahren derzeit für die Post durch deutsche Ballungsräume. Post-Chef Frank Appel konnte bei der Entwicklung auf einen Vorteil setzen - die Post hat einen riesigen Fuhrpark und kann die Fahrzeuge selbst übernehmen und testen. Zudem können ihr die Elektro-Transporter angesichts der Debatte um Fahrverbote handfeste Wettbewerbsvorteile bei der Zustellung in den Innenstädten verschaffen. Konkurrenten wie UPS oder FedEx (NYSE:FDX) werden zugleich unter Zugzwang gesetzt. Appel hatte zugesagt, den Ausstoß des Klimagases CO2 aus dem Transport bis 2050 auf Null zu reduzieren.
Mittelfristig will die Post ihre gesamte Brief- und Paketzustellflotte von knapp 50.000 Fahrzeugen durch Elektro-Wagen ersetzen, die mit Strom aus regenerativen Energien betrieben werden sollen. Die Fahrzeuge werden aber auch außerhalb des Konzerns an Kunden wie Handwerker oder Kommunen verkauft, ein Abnehmer ist etwa der Fisch-Händler Deutsche See.
Die Kapazitäten zur Produktion der Elektrofahrzeuge sollen bis Ende des Jahres von derzeit 10.000 auf bis zu 20.000 verdoppelt werden, in NRW soll eine neue StreetScooter-Fabrik entstehen. Gerdes hält sogar Verkaufszahlen von 100.000 Fahrzeugen pro Jahr für denkbar. Zunächst aber soll die Modellpalette erweitert werden: Zusammen mit Ford entwickelt der Konzern nun auch große Transporter[L8N1JB1OK].
Die Post gab auch im Quartal Gas: Die Erlöse kletterten um 4,4 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro, der operative Ertrag (Ebit) um 11,8 Prozent auf 841 Millionen Euro. Beim operativen Gewinn steuert die Post damit auf Rekordkurs - und lag leicht über den Erwartungen des Marktes. "Wir sehen die Deutsche Post als großen Profiteur des anhaltenden E-Commerce-Booms", urteilten Analysten der DZ Bank. Die Post-Aktie lege bis zum Mittag um knapp zwei Prozent auf 34,72 Euro zu.
Die Kunden bestellen bei Internet-Händlern von Amazon (NASDAQ:AMZN) bis Zalando (DE:ZALG), Zusteller bringen die Pakete dann zum Verbraucher. Für Amazon stellt die Post jetzt auch in mehreren Ballungsräumen frische Lebensmittel zu. Auch der US-Paketriese UPS hatte dank des boomenden Online-Handels im zweiten Quartal deutliche Zuwächse verbucht.