APA ots news: Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien in Wien und Österreich
Wien (APA-ots) - Die starken Preisanstiege für Wohnimmobilien in
Österreich und insbesondere in Wien haben die Frage nach dem
Vorliegen einer Immobilienpreisblase aufgeworfen. Preisblasen können
eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität einer Volkswirtschaft
und ihres Finanzsystems darstellen. Die Oesterreichische Nationalbank
(OeNB) hat deshalb einen Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien
entwickelt, um allfällige Fehlentwicklungen rechtzeitig zu erkennen.
Dieser Indikator zeigt für Wien eine zunehmende Überbewertung an, die
im vierten Quartal 2013 bei 21% liegt. Für Österreich hingegen deutet
der Indikator auf eine Unterbewertung (-8%) hin.
Österreich weist seit 2007 starke Preisanstiege bei Wohnimmobilien
auf
Österreich verzeichnete zwischen Anfang 2007 und Mitte 2013 mit
einem Plus von 39% im Euroraumvergleich die stärksten Preisanstiege
bei Wohnimmobilien. Innerhalb Österreichs ist die Preisentwicklung
sowohl regional als auch nach Segmenten sehr unterschiedlich
verlaufen. In Wien fiel der Anstieg deutlich markanter aus als in den
Bundesländern. Die stärksten Preisanstiege waren sowohl in Wien als
auch in den Bundesländern bei gebrauchten Eigentumswohnungen
festzustellen, bei neuen Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern
fiel der Preisanstieg deutlich schwächer aus. Die Gründe für die
Preisanstiege sind vielfältig. Die Nachfrage nach Immobilien zu
Wohnzwecken wird neben den demografischen Entwicklungen durch die
sehr niedrigen Zinsen für Hypothekarkredite gestützt. Weiters hat in
den letzten Jahren aufgrund der niedrigen Renditen auf
Finanzinvestitionen eine verstärkte Nachfrage nach Immobilien
stattgefunden. Das Angebot konnte mit dieser Nachfrageausweitung
nicht schritthalten.
Rechtfertigen Fundamentalfaktoren die Preisanstiege?
Ein starker Preisanstieg alleine deutet nicht zwingend auf eine
Preisblase hin. Entscheidend ist vielmehr, inwieweit die
Preisanstiege durch Fundamentalfaktoren gerechtfertigt sind. Dazu
zählen u.a. demografische Entwicklungen, das allgemeine
Wohlstandsniveau, institutionelle Faktoren (Steuern,
Wohnbauförderung, Entwicklungsstand des Finanzsystems etc.), die
Verfügbarkeit von Grund und Boden, Präferenzen (wachsende
Wohnansprüche), erwartete Erträge (aus Mieten) oder Zinsen. Steigen
Preise infolge eines Anpassungsprozesses an veränderte
Fundamentalfaktoren, so liegt keine Blase vor. Erst wenn die Preise
über längere Zeit erheblich von den fundamental gerechtfertigten
Preisen abweichen, kann von einer Blase gesprochen werden.
Aufbau des Fundamentalpreisindikators für Wohnimmobilien für Wien und
Gesamtösterreich
Der Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien setzt sich aus
sieben Teilindikatoren zusammen, die verschiedene Perspektiven
abdecken. Die Haushaltsperspektive beinhaltet zwei Indikatoren, die
Aspekte der Leistbarkeit von Wohneigentum abbilden. Die
Investorenperspektive umfasst zwei Indikatoren, die die Rentabilität
von Immobilieninvestitionen widerspiegeln. Mit drei Indikatoren der
systemischen Perspektive werden Zusammenhänge zwischen dem
Immobilienmarkt und der Makroökonomie bzw. der Finanzstabilität
abgebildet. Der Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien wird
durch Aggregation dieser sieben Teilindikatoren ermittelt und gibt
die prozentuelle Abweichung der Immobilienpreise von ihrem
Fundamentalpreis an. Für Wien zeigt der Indikator eine zunehmende
Überbewertung an, die im vierten Quartal 2013 bei 21% liegt. Für
Österreich hingegen deutet der Indikator auf eine Unterbewertung
(-8%) hin.
OeNB beobachtet Entwicklungen am Immobilienmarkt laufend
Ein abrupter Rückgang von Immobilienpreisen kann ein Risiko für
die Finanzstabilität darstellen. Das Ausmaß der Gefährdung hängt
stark vom Grad der Fremdfinanzierung der getätigten Immobilienkäufe
ab. Das derzeit geringe Wachstum der Wohnbaukredite und eine im
internationalen Vergleich niedrige und gemessen am BIP rückläufige
Verschuldung des Haushaltssektors deuten auf einen hohen
Eigenfinanzierungsanteil bei den getätigten privaten
Immobilienkäufen. Die Gefahr der Immobilienpreisanstiege für die
Finanzstabilität wird derzeit daher als gering eingeschätzt. Die OeNB
wird die Entwicklungen laufend beobachten. Der
Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien wird regelmäßig
berechnet und auf der Website der OeNB (www.oenb.at) publiziert
werden.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
Tel.: (+43-1) 404 20-6900
mailto:christian.gutlederer@oenb.at
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