von Robert Zach
Investing.com - Der Goldpreis ist derzeit der strahlende Stern am Anlegerhimmel. Kollabierende Realrenditen, ein schwacher US-Dollar, eine hohe politische Unsicherheit und der so genannte Momentum-Trade, sind alles Faktoren, die dem gelben Metall derzeit in die Hände spielen.
Denn Gold notiert derzeit mit einem Kursniveau von knapp 2.000 Dollar je Feinunze auf einem neuen Rekordhoch. Noch nie haben wir Gold so hoch stehen sehen. Und Analysten glauben, dass der Kurs noch weiter Spielraum auf der Oberseite hat.
"Es war beachtlich, wie schnell Gold über die Marke von 1923 Dollar, dem bisherigen Höchststand, gesprungen ist. Das andere, was ... sehr, sehr wichtig war, war der Spurt über 1.800 Dollar mit einer ähnlichen Leichtigkeit", sagte Barry Dawes, Executive Chairman bei Martin Place Securities gegenüber CNBC. "Das bedeutet für mich im Grunde genommen, dass dies ein extrem starker Markt ist."
Der COMEX Gold-Future zur August-Lieferung notierte am Freitag 1,19 Prozent im Plus bei 1.965 Dollar je Feinunze. Erst am heutigen Freitag markierte Gold mit 1.980 Dollar ein neues Rekordhoch.
Kassa-Gold stand zuletzt 0,78 Prozent höher bei 1.971 Dollar. Das Allzeithoch liegt bei 1.983 Dollar.
"Ich glaube, dass wir innerhalb der nächsten zwei Jahre die 3.500 Dollar sehen werden", sagte Dawes im Gespräch mit CNBC "Street Signs Asia". Eine Konsolidierung sei im Bereich des "möglichen", aber die übergeordnete Stärke der Rallye sei "sehr signifikant".
Auch die Analysten von ANZ sind nach wie vor optimistisch eingestellt für das glänzende Metall. Weitere Preissteigerungen seien jedoch von der Investoren- und Verbrauchernachfrage abhängig, betonten sie in einer Notiz. Letztere zeige noch keine Anzeichen einer Erholung. Nichtsdestotrotz sieht das Bankunternehmen den Goldpreis in einem Zeitraum von 6 bis 12 Monaten bei 2.300 Dollar handeln.
"Es besteht kein Zweifel, dass die Rahmenbedingungen für weiter steigende Goldpreise weiterhin gegeben sind, schließlich werden wir uns auf absehbare Zeit mit negativen Realrenditen begnügen müssen. Daher haben wir unser Kursziel für den Zeitraum von 6 bis 12 Monaten auf 2.300 Dollar nach oben korrigiert", sagten die Strategen.
Die Realzinsen in den USA erreichten erst kürzlich ein neues Rekordtief von -0,95 Prozent. Erst am vergangenen Mittwoch hatte die Fed betont, dass die Zinsen niedrig bleiben, bis sich die Wirtschaft von der Krise erholt hat. Maßgeblich dafür sei die erfolgreiche Eindämmung der Coronavirus-Pandemie.
Auf die Frage, wann die Fed damit beginnen werde, die Zinsen wieder heraufzusetzen, antwortete der Fed-Chef Jerome Powell wie schon bei der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank im Juni: "Wir denken nicht einmal daran, über Zinserhöhungen nachzudenken".
Tiefe Zinsen befeuern in der Regel den Goldpreis, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum gelben Metall unattraktiver wird.
Das klare Bekenntnis der Fed zur ultralaxen Geldpolitik dürfte auch den US-Dollar, der kürzlich ein neues Zweijahrestief erreichte, vorerst niedrig halten. Ein billigerer Dollar unterstützt tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollarraums günstiger wird.
"Das hohe Dollarangebot und der extreme Grad der Liquidität haben das Potenzial, den USD weiterhin schwach zu halten. Folglich steht die Ampel in unserem Indikatorensystem für Gold weiter auf grün“, erklärte die ANZ Bank.
Risiken für den Goldpreis sehen die Experten von ANZ dagegen in der Investorennachfrage, die sich mit einer Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen moderat abschwächen könnte.
"Gleichwohl sind wir uns dessen bewusst, dass im Falle einer Aufhellung der Konjunkturlage in den kommenden Quartalen die Latte für ein anhaltendes Wachstum der Investorennachfrage sehr hoch gelegt werden könnte", fügten sie hinzu.
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