Die türkische Regierung wird den Mindestlohn im kommenden Jahr um fast die Hälfte auf 17.002 türkische Lira (etwa 520 €) pro Monat anheben. Damit will die Regierung die in die Höhe geschnellte Inflation im Land auszugleichen, die im November 2023 bei 62 % lag.
Die drastische Erhöhung soll helfen, die hohen Lebenshaltungskosten aufzufangen - sie könnte aber auch die Wähler vor den landesweiten Kommunalwahlen im März 2024 ansprechen.
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Die Erhöhung des Mindestlohnes ist doppelt so hoch wie zu Beginn dieses Jahres und bedeutet einen Anstieg um 49 % gegenüber der Anpassung zur Jahresmitte. In der Türkei verdient etwa ein Drittel der 86 Millionen Einwohner den Mindestlohn.
"Wir freuen uns, dass wir wieder einmal unser Versprechen einlösen können, unsere Arbeitnehmer vor der Inflation zu bewahren", sagte Arbeitsminister Vedat Işıkhan auf einer Pressekonferenz.
Kampf gegen die Inflation
Es ist jedoch zu erwarten, dass diese Erhöhung die schwindelerregende Inflation des Landes weiter in die Höhe treiben wird. Eine Währungskrise Ende 2021 löste die stärkste Inflation in der Türkei seit 25 Jahren aus. Damals verlor die Lira rund 35 % an Wert gegenüber dem Dollar, und der Effekt hält weiter an.Um die Inflation und die Währungskrise zu bekämpfen, hat die Zentralbank kürzlich ihren Leitzins auf 42,5 % erhöht und damit die siebte Zinserhöhung in Folge vorgenommen.
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Die Bank signalisierte jedoch, dass die Zinserhöhungen bald enden könnten.
"Der Ausschuss geht davon aus, dass er den Straffungszyklus so bald wie möglich abschließen wird", erklärte der geldpolitische Ausschuss. "Die geldpolitische Straffung wird so lange beibehalten, wie dies zur Gewährleistung einer nachhaltigen Preisstabilität erforderlich ist."
Cagri Kutman, Spezialist für den türkischen Markt bei KNG Securities sagte gegenüber AP: "Es bleibt noch viel zu tun, um die Inflation einzudämmen, aber der Anleihemarkt ist optimistisch, dass die Türkei auf dem richtigen Weg ist."
Bartosz Sawicki, Marktanalyst bei Conotoxia fintech, fügte hinzu, dass die Zentralbank ihre Zinserhöhungen im nächsten Monat wahrscheinlich mit 45% abschließen werde. "Folglich wird die [Zentralbank] die Straffung vor den Kommunalwahlen im März stoppen."