Investing.com - Eine massive Welle der Risikoaversion schwappt am Dienstag über die Märkte. Das hilft dem Goldpreis auf die Sprünge, der um mehr als 15 Dollar in die Höhe schiesst. Unter Druck steht dagegen die Wall Street, die gerade ihre stärkste Korrektur seit Anfang Oktober erlebt. Ausschlaggebend dafür war die neu entfachte handelspolitische Unsicherheit, die sich vor allem aus der aggressiveren US-Rhetorik in Richtung China und der Drohung von US-Strafzöllen auf französische Importwaren nährte.
Der Februar-Terminkontrakt des Gold-Futures steigt um 14,85 Dollar oder 1,01 Prozent auf 1.484,15 Dollar je Unze. Das ist der stärkste Anstieg seit dem 2. Oktober.
Auch der Kassapreis in US-Dollar für eine Unze Gold legte spürbar zu. Der XAU/USD verteuerte sich um 16 Dollar oder 1,10 Prozent auf 1.478 Dollar je Unze.
"Eine perfekte Fluchtbewegung raus aus riskanten Anlagen, und rein in den vermeintlich Sicheren Hafen", sagt Claudio Kummerfeld von finanzmarktwelt.
US-Präsident Donald Trump sagte am Dienstag, dass er es nicht eilig habe, eine Handelsvereinbarung mit Peking zu machen. Er erklärte, es sei wohl besser, bis nach den US-Präsidentschaftswahlen mit einem Handelsabkommen zu warten. "Ich habe keine Frist, nein", erklärte er. Ein Handelsdeal mit China sei abhängig davon, "ob ich einen machen will oder eben nicht", so Trump.
Tags zuvor hatte US-Handelsminister Wilbur Ross gesagt, dass Trump wohl die am 15. Dezember geplanten Zölle erlassen werde, wenn es zu keinem Handelsdeal kommt.
Dementsprechend steht die Wall Street seit gestern besonders unter Druck. Nach starken Verlusten am Montag bauen Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq ihre Abwärtskorrektur aus. "Diejenigen, die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand im Handelskrieg hatten, werden möglicherweise enttäuscht", sagte Diane Swonk, Chefökonomin bei Grant Thornton LLP via Twitter. "Das Risiko (für Aktien) ist nach unten gerichtet, da die Handelsspannungen weiterhin zunehmen."
Von der Suche nach Sicherheit profitierten auch Staatsanleihen: die Zehnjahresrendite aus den USA verlor mehr 4 Prozent. Entsprechend ging es für den iShares 20+ Year Treasury Bond ETF (NASDAQ:TLT) um 1,57 Prozent nach oben. Auch der iShares TIPS Bond ETF (NYSE:TIP) stieg um 0,45 Prozent.
Die Kombination aus der wiederaufflammenden Furcht vor einer Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie fallenden Zinsen bildet den perfekten Nährboden für den Goldpreis.
"Angesichts der signifikanten Verschiebung von Risk-On zu Risk-Off als Folge der plötzlichen negativen Entwicklung der Handelsgespräche, des überraschenden Anstiegs der Gold-Importe aus Indien im November und der Übernahmen im Goldsektor räumen wir dem Bullenlager einen neu gewonnenen Vorteil ein", erklärte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC und Tornado Precious Metals Solutions.
Investing.com hatte am 29. November noch geschrieben, dass die Saisonalität jetzt für steigende Goldpreise spricht: schließlich gilt der Dezember als einer der erfolgreichsten im ganzen Jahr. In den letzten 19 Jahren ging der Goldpreis einer Auswertung von StockCharts zufolge zu 74 Prozent mit einem Plus aus diesem Monat. Die durchschnittliche Zuwachsrate im Dezember betrug 2,6 Prozent. Nur der Januar und August schließen in der Regel besser ab.
von Robert Zach