FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. Juli 2014. Gute Konjunkturdaten und teils verblüffend starke US-Unternehmenszahlen heben die Laune an der Börse.
Ob Banken, Technologie- oder Industriewerte, für viele amerikanische Unternehmen entpuppt sich das zweite Quartal als überraschend hoher Gewinnbringer. Nach einem überzeugenden Auftakt von Aluminiumhersteller Alcoa (WKN 850206) mit einem dreistelligen Millionenertrag legte der Technologieriese Intel (WKN 855681) nach jahrelanger Talfahrt nach. "Insbesondere der PC Sparte des weltweit größten Chipherstellers geht es wieder gut, viele Unternehmen habe ihre Rechenzentren aufgerüstet", beobachtet Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. "Zum Schub beigetragen hat vermutlich die Entscheidung von Microsoft (WKN 870747), für das Betriebssystem Windows XP keine Updates mehr zu liefern." Der Trend Richtung internettaugliche Alltagsprodukte stimuliere zudem die Nachfrage nach Chips.
Friedenspfeife geraucht
Überrascht habe auch die Beilegung einer jahrelangen Rivalität zwischen Apple (WKN 865985) und IBM (WKN 851399). Statt gegeneinander scheinen die Technologieriesen ab sofort miteinander durchs mobile Zeitalter gehen zu wollen. Leicht zu bedienende Apps würden künftig zusammen mit iPhones und iPads gemeinsam an Firmenkunden von IBM verkauft. "Beide Unternehmen werden davon profitieren, wenn auch unklar ist wie viel", meint Vrbsky. Denn mittelfristig wolle IBM auch das Betriebssystem Android unterstützen. Wobei Apple es in der Hand habe, seine Produkte so zu gestalten, dass Geschäftskunden langfristig gebunden werden können.
Gipfelstürmer Dow Jones
Börsianer quittieren die hoffnungsvollen Erfolgsmeldungen mit neuen Höchstmarken des Dow Jones Industrial Index, der mit plus 0,5 Prozent am gestrigen Mittwoch auf 17.138 Punkte sprang. Auch der S&P 500 zog 0,4 Prozent auf 1.981 Punkte an, der Nasdaq Composite verbesserte sich um 0,2 Prozent auf 4.425 Zähler. Der marktbreite S&P 500 bestehe zu 20 Prozent aus Technologiewerten, und auch der Finanzsektor sei mit etwa 20 Prozent vertreten. "Wenn es diesen zwei Branchen gut geht, bewegt sich was im Index", erklärt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Positive Daten aus dem Land der Mitte überzeugten ebenfalls, die chinesische Industrieproduktion wachse schneller als erwartet. "Das treibt die Märkte zusätzlich", urteilt Vrbsky.
Banken überzeugen
Die Bücher der Großbanken JP Morgan (WKN 850628) und Goldman Sachs (WKN 920332) sorgen jedenfalls für Rückenwind. Mit 6 und 2 Milliarden US-Dollar Nettogewinn im zweiten Quartal seien die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen worden. "Die Begleitung von Börsengängen, Fusionen und Aktienplatzierungen global aufgestellter Unternehmen hat bei Goldman Sachs Geld in die Kassen gespült und die Aktie um 5 Prozent nach oben getrieben", weiß Vorhauser. Trotz Rückgang des Nettogewinns von 69 Prozent, hätten auch die bereinigten Ergebnisse von Citigroup (WKN A1H92V) überzeugt. Eine Strafzahlung an die US-Behörden sei zu mehr als der Hälfte im zweiten Quartal verbucht worden.
Intaktes Umfeld
Trotz leiser Warnungen von US-Notenbankchefin Yellen hinsichtlich möglicherweise überbewerteter Social-Media-Unternehmen wie Facebook (WKN A1JWVX) oder Yelp (WKN A1JQ9H) hält Vorhauser das derzeitige Umfeld der US-Aktienmärkte für gesund. Er teile die weit verbreitete Erwartung eines größeren Einbruchs nach der langanhaltenden Aktienhausse nicht. "Die Zahlen belegen, dass der US-Markt wieder Schwung hat und die Wirtschaft auf einem aufsteigenden Ast ist." Auch die technische Perspektive stimmt." Dennoch spiele die Psychologie gegenwärtig eine große Rolle, deshalb könne es durchaus zu "kleinen reinigenden Gewittern" kommen.
"Die US-Rahmenbedingungen sind insgesamt viel versprechend", stimmt Vrbsky zu. Aktuelle Spannungen mit Russland und der Gaza-Konflikt würden kaum ins Gewicht fallen. "Für den US-Markt ist die Weltkonjunktur wichtig, weit entfernte geopolitische Störfeuer spielen in der Regel nur eine untergeordnete Rolle." Dies bezüglich seien die europäischen Börsen anfälliger. Mit Sicherheit werde es irgendwann die von vielen Marktexperten seit zwei Jahren herbeigeredete Korrektur geben. "Wer allerdings permanent wartet, verpasst auch Chancen." Denn der Dow Jones hat in dieser Zeit eine Rallye von rund 13.000 auf 17.000 Punkte hingelegt.
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von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 17. Juli 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)