Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis notierte am Donnerstag rund um ein 2-Monats-Tief, nachdem die Bedenken über eine Angebotsverknappung aufgrund der Sanktionen gegen russisches Öl langsam nachlassen. Schwache Wirtschaftsaussichten haben im Verlauf der Handelswoche ebenfalls zu Verlusten geführt. Positiv auf die Preise wirkte sich dagegen die Schwäche des Dollars nach dovishen Kommentaren einiger Fed-Vertreter aus.
Nachdem die G7-Staaten gestern eine Preisobergrenze für russisches Öl festgelegt hatten, brachen die Rohölmärkte zunächst ein. Die festgelegte Preisobergrenze fiel dabei sogar noch strenger aus, als zuvor erwartet wurde. Viele Trader revidierten daraufhin ihre Erwartungen, dass eine strenge Preisobergrenze Moskau dazu zwingt, die Ölproduktion drastisch zu drosseln, um erhebliche Preisabschläge zu vermeiden.
Schwache Wirtschaftsdaten aus den USA, gepaart mit rekordhohen Corona-Infektionszahlen in China, zeichneten ebenfalls ein düsteres Bild für die Rohölnachfrage. Die Geschäftsaktivität hat in den USA im November weiter abgenommen, wie vorläufige Daten am Mittwoch zeigten. Hohe Zinssätze und die hartnäckige Inflation setzen die US-Wirtschaft zunehmend unter Druck.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl rauschte kräftig nach unten und wird aktuell bei 84,97 USD je Barrel gehandelt. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es ebenfalls leicht nach unten auf 77,94 USD je Barrel. Beide Kontrakte sind gestern um über 4 % eingebrochen und pendelten sich auf ihrem schwächsten Niveau seit Ende September ein.
Niedrige Handelsvolumina aufgrund des Thanksgiving-Feiertags in den USA in dieser Woche verstärken zudem die Bewegungen an den Rohölmärkten.
Die dovishen Signale der Fed im Hinblick auf die weitere Zinspolitik sorgten derweil für Belastung beim Dollar. Für die Ölmärkte waren sie dagegen ein Segen und sorgten für etwas Stabilisierung nach dem heftigen Einbruch gestern. Einige Mitglieder der Fed sprechen sich zunehmend für ein langsameres Tempo bei den Zinserhöhungen in den kommenden Monaten aus. Das hat das gestern veröffentlichte Protokoll der Fed-Sitzung im November gezeigt.
Der Dollar verlor gestern nach der Veröffentlichung knapp 1 %, was den Preisdruck auf in Dollar gehandelte Rohstoffe leicht verringerte. Wachsende Erwartungen an einen schwächeren Dollar kommen auch den Rohölmärkten zugute, indem sie die Nachfrage in Ländern stützen, die ihre Rohölimporte in Dollar bezahlen.
Dennoch scheinen sich die nachfrageseitigen Indikatoren für Öl abzuschwächen. Zusätzlich zu den schwachen Daten zur Geschäftstätigkeit haben die US-Benzinlagerbestände – ein Schlüsselindikator für die Kraftstoffnachfrage – letzte Woche wesentlich stärker als erwartet abgenommen.
Insgesamt sind die Rohöllagerbestände in den USA in der vergangenen Woche stärker als erwartet zurückgegangen. Und dass, obwohl die Regierung etwa 2 Millionen Barrel Öl aus ihrer strategischen Ölreserve freigab.
Der Fokus auf den Ölmärkten richtet sich jetzt auf ein Treffen der OPEC im kommenden Monat. Dort wird sich zeigen, ob die Organisation weitere Lieferkürzungen ankündigen wird, um die Rohölpreise zu stützen.