Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Ölpreise sind am Dienstag gestiegen und haben eine weitere leichte Herabstufung des globalen Nachfrageausblicks einfach abgetan.
Gegen 17.30 Uhr MEZ notierte der Preis für die US-Sorte WTI 1,2% höher bei 47,54 Dollar pro Barrel, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 0,9% auf 50,73 Dollar pro Barrel stieg und damit ein neues Neun-Monats-Hoch erreichte.
Zuvor hatte die Internationale Energieagentur ihre Schätzung für die weltweite Nachfrage im nächsten Jahr um weitere 170.000 Barrel pro Tag gesenkt. Damit liegt sie weiterhin mehr als 3 Millionen Barrel pro Tag unter dem Niveau von 2019.
Unterstützung wurde dem Markt jedoch durch die Vorhersage zuteil, dass die Nachfrage nach Benzin und Diesel aufgrund einer umfassenden Erholung der Weltwirtschaft nur um 1% unter dem Stand des Jahres 2019 liegen dürfte.
Das Defizit in der Gesamtnachfrage resultiert hauptsächlich aus Kerosin, oder Düsentreibstoff. Die IEA erklärte, dass dies vier Fünftel des geschätzten Nachfrageausfalls im nächsten Jahr ausmachen würde, da der Luftverkehr wesentlich mehr Zeit braucht, um sich zu erholen als der Straßenverkehr.
Analysten haben während des jüngsten Anstiegs der Coronavirus-Fälle in Europa und den USA wiederholt darauf hingewiesen, dass die starke Nachfrage nach Diesel die schwächere Nachfrage nach Benzin kompensiert hat. Der Grund dafür ist die stark gestiegene Nachfrage der Transportunternehmen, deren Lieferungen die Fahrten mit dem Auto in die Einkaufszentren ersetzen.
Es ist nicht klar, wie lange diese Entwicklung noch aufrechterhalten werden kann. Die Auslieferungen nähern sich ihrem saisonalen Höhepunkt, während die Benzinnachfrage in den USA im Vergleich zur ersten Dezemberhälfte des letzten Jahres um etwa 14 % gesunken ist und tendenziell weiter sinkt, da Städte wie New York laut dem Blog dtn.com immer strengere Einschränkungen für das Geschäftsleben und für gesellschaftliche Aktivitäten einführen. Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio warnte, dass die Stadt nach Weihnachten möglicherweise in den Lockdown gehen muss. Deutschland, die Niederlande, Italien und London haben diese Woche alle ihre Corona-Politik verschärft.
Doch nicht alle Anzeichen weisen in diese eine Richtung. Laut einer Umfrage von GasBuddy plant über ein Drittel der Amerikaner immer noch, an Weihnachten mit dem Auto zu fahren.
"Wir erwarten eine erhöhte Verkehrsaktivität in einigen der am stärksten vom Coronavirus betroffenen Gebiete", sagte Patrick De Haan, Leiter der Mineralölanalyse bei GasBuddy.
Die Benzin-RBOB-Futures stiegen um 0,5% auf 1,3254 Dollar pro Gallone und erreichten damit fast ein Viermonatshoch.
Um 22.30 Uhr wird das American Petroleum Institute wie üblich seine wöchentliche Schätzung der US-Ölbestände veröffentlichen.