Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis ist am Mittwoch gestiegen und hat damit einen Teil seiner jüngsten Verluste wieder wettgemacht. Hintergrund sind Anzeichen für einen unerwartet starken Rückgang der US-Rohöllagerbestände, wodurch die Bedenken hinsichtlich der Pläne des Weißen Hauses, das Angebot kurzfristig zu erhöhen, abnahmen.
Nach Daten des American Petroleum Institute sind die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 14. Oktober unerwartet um etwa 1,3 Millionen Barrel gesunken. Heute stehen dann noch die offiziellen Daten der Energy Information Administration auf der Agenda, die voraussichtlich einen Anstieg um etwa 1,4 Millionen Barrel ausweisen werden.
Demnach bleibt der Ölverbrauch in den USA trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds durch die steigende Inflation und Zinsen stabil. Gleichzeitig zeigen sie aber auch, dass die Biden-Regierung nur schwerlich die Rohölpreise unter Kontrolle bringen kann.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl stieg um 0,9 % auf 90,86 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI bis 5:15 Uhr MEZ 1,4 % höher auf 83,22 USD pro Barrel notierte. Beide Kontrakte mussten am Dienstag heftige Preiseinbrüche von 1 % bzw. 3 % hinnehmen.
Das Weiße Haus gab gestern seine Pläne zur Freigabe von 15 Millionen Barrel aus den strategischen Erdölreserven bekannt. Sie schloss auch weitere Freigaben für den Markt nicht aus, wenn dies die Marktbedingungen erfordern würden.
Die US-Regierung sagte auch, dass sie mit dem Auffüllen der Reserven durch den Kauf von Rohöl erst beginnen werde, wenn die Preise unter 67 bis 72 USD pro Barrel gefallen sind.
Dieser Schritt erfolgt als Reaktion auf eine kürzliche Angebotskürzung durch die OPEC+, der eine starke Rallye der Rohölpreise ausgelöst hatte. Darüber hinaus erhofft sich die US-Regierung durch die Freigabe von Rohöl aus seinen strategischen Reserven sinkende Benzinpreise kurz vor den Zwischenwahlen.
Angesichts der Tatsache, dass die Freigabe von Öl aus der strategischen Reserve die Reservebestände auf ein 40-Jahres-Tief haben sinken lassen, waren sich die Märkte nicht einig, wie viel Kontrolle die Biden-Regierung über die Rohölpreise ausüben könnte.
Die meisten OPEC+-Mitglieder haben die Kritik der USA zurückgewiesen und ihre Unterstützung für die jüngste Produktionskürzung zum Ausdruck gebracht. Ein schwächerer Dollar, der sich von seinen 20-Jahres-Höchstständen zurückzog, kam diese Woche auch den Ölpreisen zugute.
Dennoch sieht sich Öl auch mit einer nachlassenden globalen Nachfrage gegenüber, die in diesem Jahr den größten Druck ausgeübt hat. Das sich verlangsamende Wachstum in China hat die riesigen Ölimporte des Landes stark beeinträchtigt und dafür gesorgt, dass sich Öl nicht auf seinen diesjährigen Höchstständen behaupten konnte.
Die chinesische Regierung hat kürzlich erklärt, dass sie nicht die Absicht hat, ihre Null-Covid-Politik zu ändern. Lockdowns zur Bekämpfung von Corona-Ausbrüchen stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Probleme Chinas.