Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise haben am Montag nachgegeben. Grund dafür ist die Sorge vor einer globalen Konjunkturabkühlung, auch wenn die Verluste angesichts des knappen Ölangebots und der durch einen US-Feiertag eingeschränkten Handelsaktivität gering ausfallen.
Gegen 11.50 Uhr MEZ verbilligte sich der Preis für die US-Sorte WTI 0,4 % auf 108,02 Dollar pro Barrel, während der Preis für Brent um 0,3 % auf 111,27 Dollar pro Barrel fiel.
Die U.S. Gasoline RBOB Futures gaben 0,8 % auf 3,6581 Dollar je Gallone nach.
Etwas unter Druck gerieten die Rohölpreise zuletzt angesichts mehrerer Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung in den USA, die sich auch in den ISM-Daten für das verarbeitende Gewerbe Ende letzter Woche widerspiegelten: Der ISM-Einkaufsmanagerindex fiel auf 53,0 und damit auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren.
Darüber hinaus meldete Deutschland im Mai sein erstes Handelsbilanzdefizit seit über 30 Jahren. Schuld daran waren die gestiegenen Preise von Öl- und Gasimporten im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
Europas wichtigster Mitgliedstaat meldete im Mai ein Defizit von 1,0 Milliarden Euro (1,04 Milliarden Dollar). Dieser Fehlbetrag dürfte sich im Juni noch vergrößern. Schließlich hat Russland seine Gaslieferungen um 60 % gedrosselt, woraufhin sich die Importeure gezwungen sahen, ihre Verpflichtungen durch Käufe auf dem Spotmarkt zu wesentlich höheren Preisen zu erfüllen.
Insgesamt halten sich die Verluste des Ölpreises jedoch in Grenzen. Nach wie vor steht ein Jahresplus von mehr als 40 % zu Buche, das aus dem Ukraine-Krieg resultiert, der eine Sanktionswelle gegen die Öllieferungen aus Russland auslöste und den Markt, der immer noch unter den Folgen der COVID-Lockdowns leidet, noch zusätzlich anspannte.
Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten, zu denen auch Russland gehört, die so genannte OPEC+, bestätigte in der vergangenen Woche ihren bereits angekündigten Plan für eine bescheidene Produktionssteigerung im August.
Allerdings tun sich die Mitglieder schwer, diese Zusagen auch einzuhalten. Reuters berichtet, dass die Produktion der 10 OPEC-Mitglieder im Juni um 100.000 Barrel pro Tag auf 28,52 Millionen Barrel pro Tag gesunken ist und damit unter der von ihnen zugesicherten Steigerung von etwa 275.000 Barrel pro Tag liegt.
"Das Scheitern der Gruppe, diese eher bescheidenen Angebotssteigerungen zu realisieren, macht es ziemlich klar, dass sie die aggressiveren Angebotssteigerungen für Juli und August nicht annähernd erreichen werden", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz, "und so wird die Kluft zwischen dem, was sie produzieren und dem, was sie produzieren sollten, nur größer werden."
Darüber hinaus bestehen kaum Chancen, dass iranisches Öl in absehbarer Zeit wieder auf den Weltmarkt kommt. Denn: Indirekte Gespräche zwischen den USA und dem Iran über die Wiederbelebung des Atomabkommens aus dem Jahr 2015 wurden letzte Woche ohne Fortschritte beendet.
Laut den jüngsten Positionsdaten haben Spekulanten ihre Netto-Long-Positionen in ICE Brent in der letzten Berichtswoche um 11.689 Lots reduziert.
"Angesichts der zunehmenden Rezessionsängste nehmen die Spekulanten derzeit offenbar trotz der günstigen Fundamentaldaten etwas Risiko vom Tisch", so die ING weiter.