Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Preis für Rohöl legte am Mittwoch zu, nachdem aktuelle Daten einen unerwartet starken Rückgang der US-Rohöllagerbestände aufzeigen. Sorgen über ungünstige Witterungsbedingungen belasteten jedoch die Aussichten für die kurzfristige Nachfrage.
Die Daten des American Petroleum Institute zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 16. Dezember um mehr als die erwarteten 3 Millionen Barrel abgenommen haben. Bei den offiziellen Daten, die im Laufe des Tages einen Rückgang der Lagerbestände um 1,7 Millionen Barrel zeigen sollen, zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab. Der Rückgang der Rohöllagerbestände ist auf die Versorgungsunterbrechungen zurückzuführen, die durch die vorübergehende Schließung der Keystone-Pipeline verursacht wurden.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verteuerte sich um 0,1 % auf 80,03 USD pro Barrel. Damit setzte sich der Aufwärtstrend den dritten Handelstag in Folge fort. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es ebenfalls 0,1 % nach oben auf 76,16 USD.
Die Rohölpreise profitierten in dieser Woche von einem schwächeren Dollar, insbesondere nachdem die Bank of Japan zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt einen Schritt in Richtung Straffung der Geldpolitik unternommen hatte. Dadurch erhielt der Yen Unterstützung und brachte den Dollar in die Nähe eines 6-Monats-Tiefs, was sich positiv auf in Dollar gehandelte Rohstoffe auswirkte.
Die Preise wurden auch durch die Zusage der US-Regierung gestützt, ab Februar mit der Wiederauffüllung ihrer strategischen Erdölreserve zu beginnen, was für die Märkte ein Kaufsignal darstellt.
Andererseits verschlechterte sich durch die Anbahnung eines schweren Sturms im Mittleren Westen der USA die Nachfrageaussichten. Aufgrund des schweren Unwetters könnte es zu Beeinträchtigungen im Reiseverkehr während der Weihnachtszeit kommen. Mit der sich abzeichnenden vollständigen Wiederinbetriebnahme der Keystone-Pipeline wird auch die Versorgungslage in den USA weiter verbessert.
Die steigenden Benzinvorräte zeigen außerdem, dass die Kraftstoffnachfrage im weltgrößten Ölverbraucherland nach wie vor schwach ist.
Zwar hat der Ölpreis in den letzten Handelstagen zugelegt, doch auf Jahressicht steht er im Minus. Steigende Zinssätze und eine hohe Inflation nähren die Sorge vor einer möglichen Rezession im Jahr 2023.
Der Kurswechsel der BoJ hat den Dollar zwar belastet, deutet aber auch darauf hin, dass sich fast alle großen Zentralbanken der Industrieländer auf eine weitere Straffung der Geldpolitik für 2023 vorbereiten. Dies könnte die Nachfrage nach Rohöl weiter dämpfen.
Hawkishe Signale von der Fed, der Europäischen Zentralbank und der Bank of England hatten in der vergangenen Woche für Verunsicherung auf den Rohölmärkten gesorgt. Die Ungewissheit über die wirtschaftliche Wiederöffnung Chinas, während das Land mit steigenden Coronafallzahlen zu kämpfen hat, dürfte den Rohölpreis in nächster Zeit ebenfalls belasten.