Von Barani Krishnan
Investing.com - Die Ölpreise sind heute zum ersten Mal seit fünf Sitzungen wieder gefallen. Der Grund: die wöchentlichen Rohöllagerbestände in den USA sind erneut kräftig gestiegen, was darauf hindeutet, dass der Markt möglicherweise doch nicht so unterversorgt ist, wie Ölmarktbeobachter es nach außen hin gerne darstellen.
Die Energy Information Administration, welche die Zahlen meldete, korrigierte außerdem ihre Schätzungen für die US-Rohölproduktion zum zweiten Mal in Folge nach oben. Auch dies drückte auf das Sentiment in einer Branche, die eine höhere Produktion der hiesigen Bohrunternehmen schon fast abgeschrieben hatte.
Der Preis für die US-Ölsorte West Texas Intermediate gab bis 18.25 Uhr MEZ um 1,53 Dollar bzw. 2 % auf 77,40 Dollar pro Barrel nach. Zuvor war WTI am Mittwoch im Tief bis auf 77,15 Dollar gefallen, während tags mit 79,47 Dollar ein Siebenjahreshoch erreicht worden war. Trotz der Preiskorrektur weist die amerikanische Referenzsorte immer noch ein Jahresplus von fast 60 % auf.
Der Preis für die in London gehandelte Rohölsorte Brent verbilligte sich um 1,62 Dollar bzw. fast 2 % auf 80,94 Dollar. Erst am Dienstag war die Nordseesorte Brent bis auf 83,11 Dollar geklettert. Im Jahresverlauf beläuft sich der Zuwachs auf 56 %.
Die Rohöllagerbestände stiegen in der Woche bis zum 1. Oktober um 2,35 Millionen Barrel, wie die EIA in ihrem wöchentlichen Erdölstatusbericht mitteilte. In der Vorwoche bis zum 24. September waren sie bereits um 4,58 Millionen Barrel angestiegen.
Es war der zweite Anstieg der Ölbestände hintereinander, da sich die Ölproduktion an der mexikanischen Golfküste nach den lang anhaltenden Auswirkungen des Hurrikans Ida, der Ende August über die Region zog, wieder auf ein nahezu normales Niveau einpendelte.
Die von Investing.com befragten Analysten hatten für die gerade zu Ende gegangene Woche einen Rückgang der Rohölvorräte um 418.000 Barrel prognostiziert.
Vor den vergangenen zwei Wochen waren die Rohöllagerbestände innerhalb von drei Wochen um rund 10 Millionen Barrel gesunken, als Ida die Rohölproduktion an der ölreichen mexikanischen Golfküste gestört hatte, wodurch die Raffinerien zu größeren Entnahmen aus den Lagerbeständen gezwungen waren.
Der Hurrikan legte zunächst mehr als 90 % der Öl- und Gasförderanlagen im Golf von Mexiko still, bevor er am 29. August auf dem Festland aufschlug. Noch am 23. September waren etwa 16,2 % der Produktion im Golf für die Raffinerien unzugänglich.
"Der Hangover von Ida ist endlich vorbei", sagte John Kilduff, Gründungspartner des New Yorker Energie-Hedgefonds Again Capital. "Von nun an könnte es zu einem beständigen Anstieg der Rohölpreise kommen, wenn man die typischen Trends der Herbstsaison zugrunde legt, wobei zu beachten ist, dass in diesem Markt nichts mehr 'normal' erscheint."
Parallel zu dem gemeldeten Anstieg der Rohölbestände hob die EIA ihre Schätzungen für die US-Rohölproduktion in der Woche bis zum 1. Oktober auf 11,3 Millionen Barrel pro Tag an. Zuvor war sie noch von 11,1 Millionen Barrel täglich ausgegangen.
Es war die zweite Woche hintereinander, in der die Agentur ihre Schätzungen für die Rohölproduktion nach oben korrigierte. In der Vorwoche hatte sie die Produktion bereits um 500.000 Barrel pro Tag heraufgesetzt.
Die Raffinerie-Auslastung belief sich unterdessen auf 89,6 % und lag damit nicht allzu weit von den für diese Jahreszeit üblichen 90 bis 92 % entfernt.
Nicht nur die Rohöllagerbestände lagen über den Prognosen der Analysten.
Nach Angaben der EIA erhöhten sich die Benzinvorräte in der Woche bis zum 1. Oktober um 3,26 Millionen Barrel, gegenüber einem prognostizierten Aufbau von 400.000 Barrel. In der Vorwoche waren die Bestände des Kraftstoffs um 3,48 Millionen gestiegen.
Die Bestände an Destillaten, zu denen Diesel und Heizöl gehören, gingen in der letzten Woche um 396.000 Barrel zurück, hier wurde ein Abbau um 750.000 Barrel erwartet.