Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis ist am Freitag leicht gestiegen, steht aber kurz vor seiner vierten Verlustwoche in Folge. Sorgen um wirtschaftlichen Gegenwind durch steigende Leitzinsen überwogen die Erwartungen, dass sich das Rohölangebot aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts weiter verknappen wird.
Sorgen über steigende Zinsen in der ganzen Welt, insbesondere nach der Zinserhöhung durch die Fed in dieser Woche, haben den Ölpreis belastet. Viele Händler befürchten eine straffere Liquiditätslage und eine Eintrübung des Wirtschaftswachstums.
Dennoch konnte der Ölpreis einige seiner Verluste im Wochenverlauf wieder gut machen. Grund war auch hier wieder einmal Russland, dass in seinem Krieg in der Ukraine erneut an der Eskalationsschraube gedreht hatte. Dies könnte zu einer weiteren Angebotsverknappung führen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl notierte 0,2 % fester auf 90,50 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI bis 3:37 Uhr MEZ 0,1 % höher auf 83,61 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte steuern auf ein Wochenminus von 0,9 % bzw. 1,8 % zu.
Die hawkischen Töne der Fed zur US-Geldpolitik erwiesen sich diese Woche als größte Stimmungskiller für den Ölpreis. Neben der Zinserhöhung versäumte es die Fed nicht zu betonen, dass sie im Kampf gegen die Inflation keine Rücksicht mehr auf die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt nehmen wird. Mehrere andere europäische und asiatische Zentralbanken haben diese Woche ihre Geldpolitik ebenfalls gestrafft.
Eine straffere Geldpolitik belastet die Gesamtliquidität der Märkte und schreckt Rohölkäufer ab. Hohe Zinssätze beeinträchtigen auch die Wirtschaftstätigkeit und belasten die Nachfrage nach Rohöl im industriellen Bereich.
Zudem sehen sich die Verbraucher einer gefährlichen Kombination aus hoher Inflation und steigenden Zinssätzen gegenüber, wodurch die private Nachfrage nach Benzin gedämpft wird. Darüber hinaus hat die US-Regierung das Rohölangebot durch die Freigabe der strategischen Erdölreserve erhöht, was sich ebenfalls preissenkend auf dem Markt ausgewirkt hat.
Derweil sorgte der russische Machthaber Wladimir Putin mit neuerlicher Kriegsrethorik am Donnerstag dafür, dass sich der Ölpreis kurzzeitig stabilisierte. Eine weitere Eskalation des Kriegs in der Ukraine dürfte erneut zu einer Angebotsverknappung führen.
Die Europäische Union hat zudem Pläne für eine Preisobergrenze für russisches Öl intensiviert, während der nigerianische Ölminister Timipre Marlin Sylva im Namen der OPEC+ drohte, die Produktion zu drosseln, falls die Ölpreise weiter fallen sollten.