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Nvidia (NASDAQ:NVDA) vs. Custom Chips
Broadcom (NASDAQ:AVGO) und Marvell, zwei führende Hersteller kundenspezifischer Chips (ASIC), haben Nvidia zuletzt ordentlich Konkurrenz gemacht: Seit dem Ende des zweiten Quartals haben sie den Tech-Giganten um rund 30 % bzw. 50 % in der Börsenperformance übertroffen.
Das liegt vor allem daran, dass große Tech-Unternehmen wie Amazon (NASDAQ:AMZN), Google (NASDAQ:GOOGL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) inzwischen an eigenen In-House-Chips basteln und deren Fertigung hochfahren. Im Zuge dessen wird deutlich, wie groß das Potenzial für kundenspezifische Lösungen ist und welche Rolle Broadcom und Marvell in diesem Zukunftsmarkt spielen könnten.
Wie groß ist das Potenzial für Custom-Chips?
Laut unseren Schätzungen dürfte dieser Markt bis 2027 auf etwa 90 Mrd. US-Dollar anwachsen, was einem jährlichen Plus (CAGR) von über 60 % entspricht. Basis hierfür sind die Aussagen beider Marktführer. Marvell zeigte sich anfangs mit einer Prognose von 75 Mrd. US-Dollar bis 2028 zwar etwas zurückhaltender, doch seitdem haben sie dank hoher Nachfrage noch stärkere Wachstumssignale erkannt. Broadcom wiederum sorgte mit einer Schätzung von 60 bis 90 Mrd. US-Dollar bis 2027 für Furore.
Marvell punktet vor allem mit Kunden wie Amazon und Microsoft. Broadcom hingegen ist besonders bei Google, Meta (NASDAQ:META) und ByteDance stark positioniert. Die spannende Frage lautet: In welchen Bereichen kann sich wer am besten durchsetzen?
Marvell
- Das Management rechnet bis 2028 mit einem KI-Markt von 75 Mrd. US-Dollar, wovon satte 42 Mrd. auf kundenspezifisches Computing entfallen sollen. Das würde 45 % Wachstum in diesem Segment sowie 30 % Wachstum im gesamten KI-Bereich bedeuten.
- Die größten Umsatztreiber sind Amazon (Start ab 2025) und Microsoft (ab 2026).
- Auch betont Marvell, dass die internen Prognosen inzwischen eher zu vorsichtig waren.
Broadcom
- Broadcom ist sogar noch optimistischer: Bis 2027 wird ein Marktvolumen zwischen 60 und 90 Mrd. US-Dollar im KI-Sektor erwartet.
- Das Unternehmen beliefert Google, Meta und ByteDance, die allesamt bis dahin je 1 Million XPU-Cluster einführen wollen.
- Darüber hinaus sollen Apple (NASDAQ:AAPL) und OpenAI jüngst hinzugekommen sein.
Was bedeutet das für Nvidia?
Die Nvidia-Aktie tritt derzeit auf der Stelle, sodass das Unternehmen nach dem EV/EBITDA-Verhältnis mittlerweile sogar günstiger bewertet wird als Marvell und Broadcom.
Anleger setzen darauf, dass Nvidia bis 2027 deutlich weniger vom gesamten Markt abbekommt und darunter das Umsatzwachstum leidet. Doch zwei Punkte werden oft unterschätzt:
Der Vorteil von CUDA
Der Ein-Jahres-Zyklus bei Produktverbesserungen
Durch Nvidias CUDA-Plattform wird es für Cloud-Service-Provider (CSP) schwieriger, ihre Kunden großflächig auf kundenspezifische Lösungen umzustellen. Rund 50 % des Gesamtmarkts liegen im Cloud-Segment, und für ASIC-Anbieter wäre es schon ein Riesenerfolg, nur die Hälfte davon zu gewinnen. Die Annahme vieler, dass sämtliche Umsätze im CSP-Bereich auf Custom-Chips entfallen, könnte daher etwas zu hoch gegriffen sein.
Broadcoms CEO deutete an, dass CSP-Erlöse überwiegend an Custom-Chip-Hersteller gehen würden. Ob sich das so bestätigt, bleibt abzuwarten.
Außerdem ist noch offen, ob maßgeschneiderte Chips mit Nvidias extrem kurzen Entwicklungszyklen mithalten können. Jede neue GPU-Generation von Nvidia bringt große Fortschritte, während andere Anbieter meist 1 bis 2 Jahre für ein Upgrade benötigen. Insgesamt veranschaulicht dieses Szenario eindrucksvoll, wie vielfältig die KI-Landschaft ist und dass selbst ein Branchenprimus wie Nvidia nicht unantastbar bleibt. Für Anleger könnte sich hier eine Chance ergeben, denn Wettbewerb belebt das Geschäft – und treibt Innovationen voran.