Investing.com - Der Goldpreis baute am Dienstag seine Verluste zunächst aus und markierte mit 1.445,68 Dollar ein neues Mehrmonatstief. Im Anschluss erholte sich das Edelmetall jedoch wieder und stieg zurück über 1.450 Dollar, als es Meldungen gab, dass die Strafzölle auf EU-Autos doch nicht nicht vom Tisch seien. Die Rede von US-Präsident Donald Trump vor Mitgliedern im Economic Clubs in New York war ein Non-Event.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember sank 0,20 Prozent auf 1.454 Dollar je Feinunze.
Der Kassapreis von Gold verbilligte sich um 2,29 Dollar oder 0,15 Prozent auf 1.453 Dollar je Feinunze.
Die mit Spannung erwartete Trump-Rede schaffte keine Klarheit über die zuletzt widersprüchlichen Signale im Handelsstreit. Der US-Präsident betonte, ein Deal könne bald abgeschlossen werden. Man werde dem Abkommen jedoch nur zustimmen, wenn es gut für die USA sei. Falls es am Ende doch zu keiner Einigung komme, dann werde man die Strafzölle auf China-Waren deutlich hochschrauben, so Trump.
"Seit Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 hat niemand die Vereinigten Staaten besser manipuliert oder stärker ausgenutzt", sagte Trump. "Ich werde das Wort "betrogen" nicht aussprechen, aber niemand hat besser betrogen als China. Das kann man sagen."
Die Hoffnungen der Anleger auf neue Erkenntnisse mit Blick auf eine mögliche Zollrücknahme, erfüllte sich damit nicht. "Die so stark erwartete Rede von Donald Trump war eine einzige Lobeshymne auf sich selbst und seine Politik", sagte Markus Fugmann von finanzmarktwelt in seinem täglichen Marktgeflüster. Ansonsten gab es nur "die üblichen Aussagen".
Trump hatte am Freitag gesagt, er habe nicht zugestimmt, bereits verhängte Zölle schrittweise zurückzunehmen. Dies hatte die Unsicherheit am Markt erhöht, dass noch vor dem Jahresende ein erstes Handelsabkommen zustande kommt. Schließlich hat China einen wechselseitigen Zollabbau zuletzt als Bedingung für einen Deal genannt.
Letzte Woche behauptete das chinesische Handelsministerium, dass man sich mit den USA auf einen Rollback der Zölle verständigt habe.
Dies schürte die Hoffnung auf eine Entspannung im Handelskonflikt und ließ die Risikobereitschaft der Anleger steigen. In der Konsequenz ging es für die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen spürbar nach oben, für den iShares 20+ Year Treasury Bond (NASDAQ:TLT) und iShares 1-3 Year Treasury Bond (NASDAQ:SHY) dagegen nach unten. Anleihehändler preisten zudem weitere Zinssenkungen durch die Federal Reserve aus, was den Renditeanstieg noch verstärkte und den Greenback in die Karten spielte. Der Goldpreis, der keine Rendite abwirft, kam im Zuge dieser Entwicklungen unter Druck und rutschte unter die Unterstützung von 1.480 Dollar je Feinunze.
"Wir sind der Meinung, dass die Gründe für höhere Renditen allmählich an Kraft verlieren", schrieb Arne Lohmann Rasmussen, Chefanalyst bei der Danske Bank (CSE:DANSKE), in einer einer Research-Studie. "Wichtig ist, dass der Markt jetzt sowohl die EZB als auch die Federal Reserve neu bewertet hat. Es fällt uns daher schwer zu glauben, dass die Anleihehändler bald wieder Zinserhöhungen einpreisen. Folglich braucht es schon höhere Inflationserwartungen und/oder höhere Laufzeitprämien, wenn die Renditen weiter nach oben gehen sollen."
Sobald sich die Renditen wieder gen Süden orientieren, profitiert in der Regel der Goldpreis, da dadurch das Halten von Gold aus Renditegesichtspunkten günstiger wird. Dabei gilt es vor allem die Realzinsen (NYSE:TIP) genau zu beobachten.
"Gold wartet auf den nächsten großen fundamentalen Trigger", sagte Jim Wyckoff, Senior-Analyst bei Kitco Metals. Er erklärte, dass eine größere Börsenkorrektur die Nachfrage nach dem Edelmetall ankurbeln könnte, ebenso wie eine Verschärfung der Unruhen in Hongkong, wo sich die Spannungen zwischen Demonstranten und Polizisten am Wochenende erneut verschärften.
Charttechnisch bleibt die Lage beim Edelmetall fragil. Schließlich wurden nicht nur relevante Unterstützungen unterschritten, sondern auch Trends gebrochen. Inzwischen stelle sich nicht mehr die Frage, wann neue Tops erreicht würden, sondern ob die nächste Unterstützung gehalten werden kann, erklärte Christoph Geyer, technischer Analyst bei der Commerzbank (DE:CBKG), in einer Notiz.
"Gold konnte den Ausbruch aus dem Dreieck nicht nutzen und ist unter die wichtige Unterstützung bei ca. 1.480 USD gefallen. Die nächste Unterstützung liegt bei ca. 1.440 USD", so Christoph Geyer. "Diese sollte gehalten werden, da der Stochastik-Indikator kurz vor einem Kaufsignal steht. Sollte hier dennoch ein Durchbruch nach unten erfolgen, läge das nächste Ziel bei ca. 1.400 USD."