DUISBURG (dpa-AFX) - Mit dem erneuten Lokführerstreik drohen am Freitag vor Pfingsten neue Stau-Rekorde auf den Straßen. "Alle Zutaten dafür sind da", sagte Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen der Deutschen Presse-Agentur. Die Lokführer der Deutschen Bahn sind in der Nacht zum Mittwoch auch im Personenverkehr wieder in den Streik getreten. Wann der Streik enden wird, hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) diesmal offen gelassen.
Der Freitag vor dem langen Pfingstwochenende sei üblicherweise der staureichste Tag des Jahres, sagte Schreckenberg. Die meisten Urlauber starteten dann in den Kurztrip, weil es sich sonst nicht lohne. Am Nachmittag setze der Berufsverkehr ein, zudem sei der Freitag ohnehin der Wochentag mit dem höchsten Verkehrsaufkommen. Auf die Autofahrer komme ein Szenario zu, das "wir so noch nie hatten". Der Experte rechnet mit besonders lange Staus rund um Köln, Frankfurt, München und Hamburg.
Bereits am Dienstagnachmittag hatten die Lokführer der Güterzüge die Arbeit niedergelegt. Es ist der neunte Streik in diesem Tarifkonflikt seit Anfang September. Für Millionen Bahnfahrgäste bedeutet der bundesweite Arbeitskampf erneut starke Einschränkungen. Bereits bei den vorangegangenen Bahnstreiks hatten zahlreiche Unternehmen ihre Transporte von der Schiene auf die Straße verlagert. Damit rollten zusätzliche Laster über die Autobahnen.
In Nordrhein-Westfalen soll im Regionalverkehr, bei der S-Bahn und im Fernverkehr der Deutschen Bahn nur etwa jeder dritte Zug fahren. "Wir gehen davon aus, dass wir das Angebot auch über das Pfingstwochenende anbieten können", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn für NRW. Im Regionalverkehr stehe der online abrufbare Ersatzfahrplan jeweils einen Tag vorher fest, im Fernverkehr seien es zwei Tage. Die GDL NRW rechnete mit der Streikbeteiligung von mehreren hundert Lokführern. Es zeichne sich ab, dass die Beteiligung höher sei als bei vorherigen Ausständen, sagte GDL-Landeschef Sven Schmitte am Mittwochmorgen.
Nach Einschätzung von Stauforscher Schreckenberg ist es außer bei einer Vollsperrung meist besser, auf der Autobahn zu bleiben, selbst wenn der Verkehr stockt. "Wenn nur zehn Prozent der Autos abfahren sind die Nebenstrecken meist schon überlastet", warnt der Forscher. "Mit der Verbreitung von Navis sind die Ausweichrouten noch schneller voll."
Im Stau bei jeder Lücke die Spur zu wechseln, um vermeintlich schneller voranzukommen - das verursache nur neue Stauwellen. Die bislang längsten Staus habe es in NRW an Pfingsten 2004 gegeben. Zusammengerechnet seien es damals 435 Kilometer gewesen. "Der Wert könnte dieses Jahr fallen", sagte der Verkehrsforscher weiter.