Warren Buffett kauft seit vielen Jahrzehnten Unternehmen und Aktien. Nach der letzten Krise im Jahr 2008 kam er sogar nach Deutschland, um wichtige Kontakte in den Mittelstand zu knüpfen und später die eine oder andere Firma zu kaufen.
2017 war es dann so weit und Berkshire Hathaways (WKN: A0YJQ2)-Tochter Precision Castparts erwarb für 800 Mio. Euro die Wilhelm Schulz GmbH aus Krefeld, ein Spezialist für Röhren und Röhrenteile, der beispielsweise Flugzeugbauer beliefert.
Doch niemand hatte zuvor wirklich von diesem Unternehmen gehört. Nun stellte ein US-Schiedsgericht fest, dass Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) (nach dessen Einschätzung) ganze 643 Mio. Euro zu viel gezahlt hat. Der wahre Firmenwert lag demnach tatsächlich nur bei 157 Mio. Euro. Die GmbH soll vor dem Kauf seine Bilanz über Scheinrechnungen und Aufträge künstlich erhöht haben.
Der ehemalige Eigentümer Wolfgang Schulz hält die Entscheidung allerdings für falsch und möchte nun nachweisen, dass Berkshire Hathaway keinen Schaden genommen hat. Wie die Geschichte auch ausgehen mag, den Wert der milliardenschweren Holding wird sie kaum verändern.
Doch was hat Warren Buffett eigentlich bisher in der aktuellen Krise unternommen?
Berkshire baut noch mehr Liquidität auf Über viele Jahre wurde immer wieder beschrieben, wie Berkshire Hathaway seinen Kassenbestand erhöht. In absoluten Zahlen stimmte dies auch, aber nicht in relativen Zahlen, also im prozentualen Verhältnis zur Bilanzsumme. Ende 2019 hielt Berkshire Hathaway 128 Mrd. US-Dollar in kurzfristigen Anlagen. Dies entspricht 15,65 % der Bilanzsumme. Seit 2008 liegt dieser Durchschnitt allerdings bei 17,9 %. 2009 lag der Anteil der liquiden Mittel im Verhältnis zur Bilanzsumme sogar bei 22,8 %, also höher als Ende 2019.
Warren Buffett hält für Fälle wie die aktuelle Krise immer eine gewisse Liquiditätsreserve. Von der Wirtschaftsschließung sind viel Berkshire-Firmen betroffen, sodass Buffett zuletzt sogar Aktien verkauft hat, um den Kassenbestand weiter zu erhöhen. Sein Partner Charlie Munger erklärte die aktuelle Lage gegenüber dem „Wall Street Journal“ zuletzt so: „Wir sind wie der Kapitän eines Schiffes, wenn der schlimmste Taifun aller Zeiten kommt. Wir wollen ihn nur überstehen und lieber mit viel Liquidität aus ihm herauskommen.“
Erst Liquidität, später Aktien So wurden beispielsweise Beteiligungen an Delta Air Lines (WKN: A0MQV8) und Southwest Airlines (NYSE:LUV) (WKN: 862837) um circa ein Fünftel beziehungsweise um 4 % reduziert und Bank of New York Mellon (NYSE:BK) (WKN: A0MVKA)-Aktien verkauft. „Warren Buffett möchte Berkshire Hathaway für jene Anleger, die 90 % ihres Nettovermögens in die Aktie investiert haben, weiter sicher aufstellen.“ So Charlie Munger gegenüber dem „Wall Street Journal“.
Neben dem weiteren Liquiditätsaufbau, um jene Firmen zu stützen, die derzeit zusätzliche Mittel benötigen, könnte der Hauptgrund hierfür jedoch darin liegen, dass Berkshire Hathaway eine gewisse Schwelle seiner Beteiligungen nicht überschreiten möchte und deshalb Aktien verkauft. So darf die Beteiligungsgesellschaft beispielsweise nie mehr als 10 % an einzelnen Banken halten, um nicht als Bankholding zu gelten.
Ziemlich sicher ist aber auch: Sobald sich ein Krisenende abzeichnet und kein überschüssiger Kassenbestand mehr notwendig ist, wird Warren Buffett sehr wahrscheinlich kräftig investieren.
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Christof Welzel besitzt Berkshire Hathaway-Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Berkshire Hathaway (B-Aktien), Delta Air Lines und Southwest Airlinesund und empfiehlt die folgenden Optionen: Long January 2021 $200 Call auf Berkshire Hathaway (B-Aktien), Short January 2021 $200 Put auf Berkshire Hathaway (B-Aktien) und Short June 2020 $205 Call auf Berkshire Hathaway (B-Aktien).
Motley Fool Deutschland 2020