Investing.com - Der Ölpreis bewegte sich am Freitag nur wenig, nachdem er in dieser Woche bereits steile Verluste verzeichnet hatte. Es dürfte der vierte Monat in Folge sein, in dem sich das schwarze Gold verbilligt. Befürchtungen hinsichtlich einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und der Nachfrage stehen einer Verknappung des Angebots weitgehend entgegen.
Für die Märkte bedeuteten die Daten, dass sich das US-Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2023 unter dem Druck hoher Zinsen und Inflation stärker als erwartet verlangsamt hat, kaum Erleichterung. Hinzu kamen Daten aus China, die auf einen anhaltenden Druck auf den Industriesektor hindeuteten und eine uneinheitliche wirtschaftliche Erholung im weltweit größten Rohölimporteur aufzeigten.
Die starken Verluste an den Ölmärkten in dieser Woche führten dazu, dass die Preise alle Erholungsgewinne, die sie Anfang April aufgrund einer überraschenden Produktionskürzung seitens der OPEC erzielt hatten, wieder abgaben. Wesentlich schlimmer wiegt allerdings, dass der Ölpreis unter den von der OPEC angestrebten Schlüsselwert von 80 USD zurückgefallen ist.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verteuerte sich um 0,3 % auf 78,52 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI um 0,2 % höher auf 74,92 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte verloren im April fast 2 % und beenden den vierten Monat in Folge im Minus.
Stärker als erwartet ausgefallene Daten zur US-Inflation und zum Arbeitsmarkt schürten auch die Angst vor steigenden US-Zinsen, insbesondere vor der Sitzung der Fed in der kommenden Woche. Es wird allgemein erwartet, dass die Zentralbank die Zinssätze um 25 Basispunkte anheben wird, wobei starke Inflations- und Arbeitsmarktindikatoren die Unsicherheit darüber schüren, wie hoch die Zinssätze in diesem Jahr noch steigen werden.
Die Aussicht auf höhere Zinsen schürte die Besorgnis über eine mögliche Rezession in diesem Jahr und verstärkte die Befürchtung, dass sich die Ölnachfrage angesichts des verlangsamten Wirtschaftswachstums verschlechtern könnte.
Dies kompensierte weitgehend die positiven Daten zum US-Rohöllagerbestand, die zeigten, dass die Reserven in der vergangenen Woche stärker als erwartet abnahmen. Die Nachfrage nach raffinierten Ölprodukten, vor allem Benzin und Destillate, blieb jedoch weiterhin uneinheitlich.
Es wird erwartet, dass die OPEC-Produktionskürzung, die ab Mai in Kraft treten soll, das Angebot in den kommenden Monaten weiter verknappen wird. Die Internationale Energieagentur warnte jedoch, dass höhere Ölpreise und engere Märkte das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr destabilisieren könnten.
Während die Rohölimporte nach China im März ein Rekordhoch erreichten, liegt die Kraftstoffnachfrage in China inmitten eines gestaffelten Wirtschaftsaufschwungs immer noch unter dem Niveau von vor der Coronapandemie.