Von Barani Krishnan
Investing.com - Für gewöhnlich steht am Mittwoch der EIA-Bericht im Fokus und die Ölsorte WTI hätte auf den massiven Lageraufbau abstürzen müssen. Doch den größeren Rückschlag erlitt die Nordseesorte Brent. Grund dafür war Saudi-Arabien, das den Raffinerien, die sein Öl kaufen, großzügige Kreditbedingungen und seinen asiatischen Kunden hohe Rabatte gewährte.
Die US-Ölsorte West Texas Intermediate gewann 16 US-Cents oder 0,80 Prozent auf 20,27 Dollar je Barrel.
US-Leichtöl war zuvor unter die Unterstützung von 20 Dollar gefallen und erreichte ein Sitzungstief von 19,21 Dollar, nachdem die in Washington ansässige Energy Information Administration einen rekordhohen Anstieg der Rohöllagerbestände von 19,3 Millionen Barrel für die vergangene Woche gemeldet hatte. Der Lageraufbau lag 65 Prozent oberhalb der Prognosen. In den letzten drei Wochen stiegen die Lagerbestände um fast satte 50 Millionen Barrel.
Der Preis der Sorte WTI kam jedoch zurück, weil Aufbau der US-Benzinbestände um 25 Prozent geringer ausfiel als prognostiziert. Das verhalf den Benzin-Futures auf die Sprünge und begünstigte auch die US-Rohölpreise, da der so genannte Crack für den Kraftstoff stieg.
Die eigentliche Story spielte sich jedoch in der Sorte Brent ab, die um 1,40 Dollar oder 4,7% auf 28,20 Dollar pro Barrel einbrach.
Als Saudi Aramco (SE:2222) den Ölraffinerien in Asien und Europa die Option anbot, die Zahlungen für Rohöllieferungen um bis zu 90 Tage zurückzustellen, da die Betriebe mit der sinkenden Nachfrage zu kämpfen hatten, stürzte Brent ab.
Die Kreditbedingungen, die Saudi-Arabiens nationale Ölgesellschaft in den letzten Wochen über nicht namentlich genannte saudische Banken anbot, waren Teil der Bemühungen Riads, den Marktanteil des Königreichs beim Rohöl zu steigern, berichtete Reuters.
Gleichzeitig bot Aramco auch asiatischen Abnehmern für die Sorte Arab Light zur Lieferung im Mai einen Rabatt von 7,30 Dollar im Vergleich zum Durchschnittspreis im benachbarten Oman/Dubai an.
Hintergrund all dieser saudischen Manöver ist die Tatsache, dass das Königreich eine Vereinbarung der globalen Ölproduzenten zur Reduzierung der Produktion um 9,7 Millionen Barrel täglich anführt, und zwar weil die Nachfrage im Zuge der Coronavirus-Pandemie um rund 30 Millionen Barrel pro Tag eingebrochen ist.
"Einerseits sind die Saudis offiziell bei der weltweiten Drosselung der Produktion dabei", sagte John Kilduff, Gründungspartner des New Yorker Energie-Hedgefonds Again Capital.
"Auf der anderen Seite verkaufen sie ihr Rohöl nach Asien zu niedrigen Preisen und bieten Raffinerien sowohl in Asien als auch in Europa fantastische Kredite an. All dies ist völlig legal, aber dämpft die Hoffnungen auf eine schnelle Erholung der globalen Ölpreise".
Geschwächt wurde Brent auch durch die jüngste Prognose der Internationalen Energieagentur mit Sitz in Paris zur Ölnachfrage. Sie geht davon aus, dass die Ölnachfrage im April um 29 Millionen Barrel pro Tag auf das tiefste Niveau seit einem Vierteljahrhundert sinken wird. Dies entspräche etwa 29 Prozent der weltweiten Ölnachfrage von 100 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2019.
Die IEA prognostizierte auch einen rekordverdächtigen Nachfrageverlust von 9,3 Millionen Barrel pro Tag im gesamten Jahr 2020.
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