FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. März 2012. Die jüngsten Kurseinbußen bereiten den meisten Analysten kein Kopfzerbrechen. Dass Konjunkturdaten und nicht mehr Krisentreffen die Kurse bestimmen, wird als gutes Zeichen gewertet.
Kurzes Kräftesammeln oder Ende der seit drei Monaten währenden Rallye? Zwar wird die Korrektur der vergangenen Woche unterschiedlich interpretiert, die Bullen scheinen im Moment aber Oberhand zu haben. Viele Börsianer erwarten weiter steigende Kurse - aufgrund der üppigen Liquidität, eines insgesamt positiven Konjunkturbildes und mangelnder Anlagealternativen.
In der Vorwoche sorgten enttäuschende Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und in China für lange Gesichter. Auch Krisenszenarien kochten wieder hoch, nachdem Citigroup-Chefvolkswirt Willem Bruiter vor dem steigenden Risiko einer Umschuldung Spaniens gewarnt hatte. Der DAX rutschte jedenfalls unter die wichtige Marke von 7.000 Punkten, die 'sicheren Häfen' Bundesanleihen waren wieder gesucht, Risikoaufschläge für spanische und italienische Anleihen kletterten nach oben. Zum Wochenausklang drehte sich die Stimmung aber bereits wieder.
Nach Kursverlusten von 2,3 Prozent in der Vorwoche notiert der DAX am Montag Morgen bei 7.021 Punkten.
Risikoscheu noch zu hoch
Nach Ansicht von Markus Reinwand von der Helaba sind zwar die massiven Kursabschläge bei DAX und Euro Stoxx 50 vom Herbst 2011 inzwischen korrigiert, der Anstieg werde beschwerlicher. 'Der Kursgipfel ist unseres Erachtens jedoch noch nicht erreicht.' Solange das ifo-Geschäftsklima noch keine Spitzen markiere, stünden die Börsenampeln noch auf Grün. Zudem habe sich die Risikoaversion der Marktteilnehmer in den vergangenen Monaten zwar sichtbar abgebaut, von übertriebener Euphorie könne aber keine Rede sein.
Deutschland als attraktivster Markt
Für Robert Halver von der Baader Bank stellen die Kursverluste des deutschen Leitindex in der vergangenen Woche nur eine charttechnische Gegenreaktion dar. Neben anderen Argumenten für den hiesigen Aktienmarkt nennt er auch das wachsende Interesse der Japaner an Deutschland: Die aktuelle Stabilisierung in Europa mit der einhergehenden schwindenden Unsicherheit an den Finanzmärkten werde in Japan für europäische Investitionen genutzt. 'Denn neben Kurs- winken hier auch Währungsgewinne', erläutert Halver. 'Dieser japanische Golfstrom erreicht insbesondere auch den deutschen Aktienmarkt, der für Japaner als der stabilste und realwirtschaftlich betrachtet als einer der attraktivsten in Europa gilt.'
Anschlussrallye wahrscheinlich
Aus technischer Sicht wird der DAX in Kürze die bei 7.194 Punkten gestartete Konsolidierung beenden, das meint jedenfalls BNP Paribas. 'Hierbei wäre es günstig, wenn das Aktienbarometer, wie bisher, das Ausbruchslevel 6.971 auf Tagesschlussbasis behaupten kann.' Gelinge dies, sei jederzeit der Beginn einer Anschlussrally bis 7.500/7.600 zu erwarten. 'Unterhalb von 6.935 und vor allem unterhalb von 6.910 müsste mit einer etwas weiter gefassten Konsolidierung mit Ziel bei ungefähr 6.835 Zählern gerechnet werden, bevor es Chancen für eine weitere 600 Punkte-Aufwärtsstrecke gibt', räumen die Charttechniker ein. Unterhalb von 6.835 schwänden die kurzfristigen Rallyechancen jedoch.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 26. März
11.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex März.
Dienstag, 27. März
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board März. HSBC Trinkaus & Burkhardt erwartet leicht rückläufige Ergebnisse: Die zuletzt höheren Rohstoffpreise und der daraus resultierende Anstieg der Benzinpreise drückten auf die Stimmung. Der Frühindikator basiert unter anderem auf den Neigungen der Verbraucher, größere Anschaffungen zu tätigen. Ein Wert unter 100 Punkten wird als Zurückhaltung gewertet, ein Wert darüber als Kaufbereitschaft.
Mittwoch, 28. März
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise März. Die kräftigen Preisanhebungen bei Kraftstoffen und Heizöl sowie die Strompreiserhöhung zum 1. März hielten die Verbraucherpreise in Deutschland weiter im Würgegriff, meint die DekaBank. Die Gesamtinflationsrate werde bei 2,3 Prozent im Jahresvergleich verharren.
16.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter Februar. Bei den Auftragseingängen sollten laut HSBC die Orders im Luftfahrt- und Maschinensektor nach dem schwachen Januarwert für einen deutlichen Gegenimpuls sorgen. Prognostiziert wird ein Plus von 3,3 Prozent nach einem Minus von 4 Prozent im Vormonat.
Donnerstag, 29. März
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote März. Am deutschen Arbeitsmarkt stehen laut HSBC die Chancen gut, dass zumindest ein Teil der absehbar geringeren Wachstumsimpulse aus dem Ausland durch eine höhere Binnennachfrage kompensiert werde. Die Analysten gehen davon aus, dass die Zahl der saisonbereinigten Arbeitslosen um weitere 21.000 gesunken und die Arbeitslosenquote von 6,8 auf 6,7 Prozent zurückgegangen ist.
Freitag, 30. März
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone März. Die Konsensschätzungen liegen bei 2,5 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Februar. Von den Einzelhandelsumsätzen für Februar kamen laut DekaBank erste positive Signale hinsichtlich der Konsumdynamik der privaten Haushalte im ersten Quartal. Die Analysten erwarten den stärksten monatlichen Konsumanstieg seit September 2011, allerdings seien hierfür auch gestiegene Energiekosten verantwortlich.
15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago März. Zwar dürfte der Index der HSBC zufolge um 3 auf 61 Punkte nachgeben, dennoch werde wohl weiter ein kräftiges Wachstum im verarbeitenden Gewerbe der Fed-Region Chicago angezeigt werden. Der Frühindikator misst die allgemeine Geschäftstätigkeit im mittleren Westen der USA. Ein Wert unter 50 deutet eine schrumpfende, ein Wert über 50 eine expandierende Wirtschaft an.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann schreiben Sie uns einfach an redaktion@deutsche-boerse.com
© 26. März 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Kurzes Kräftesammeln oder Ende der seit drei Monaten währenden Rallye? Zwar wird die Korrektur der vergangenen Woche unterschiedlich interpretiert, die Bullen scheinen im Moment aber Oberhand zu haben. Viele Börsianer erwarten weiter steigende Kurse - aufgrund der üppigen Liquidität, eines insgesamt positiven Konjunkturbildes und mangelnder Anlagealternativen.
In der Vorwoche sorgten enttäuschende Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und in China für lange Gesichter. Auch Krisenszenarien kochten wieder hoch, nachdem Citigroup-Chefvolkswirt Willem Bruiter vor dem steigenden Risiko einer Umschuldung Spaniens gewarnt hatte. Der DAX rutschte jedenfalls unter die wichtige Marke von 7.000 Punkten, die 'sicheren Häfen' Bundesanleihen waren wieder gesucht, Risikoaufschläge für spanische und italienische Anleihen kletterten nach oben. Zum Wochenausklang drehte sich die Stimmung aber bereits wieder.
Nach Kursverlusten von 2,3 Prozent in der Vorwoche notiert der DAX am Montag Morgen bei 7.021 Punkten.
Risikoscheu noch zu hoch
Nach Ansicht von Markus Reinwand von der Helaba sind zwar die massiven Kursabschläge bei DAX und Euro Stoxx 50 vom Herbst 2011 inzwischen korrigiert, der Anstieg werde beschwerlicher. 'Der Kursgipfel ist unseres Erachtens jedoch noch nicht erreicht.' Solange das ifo-Geschäftsklima noch keine Spitzen markiere, stünden die Börsenampeln noch auf Grün. Zudem habe sich die Risikoaversion der Marktteilnehmer in den vergangenen Monaten zwar sichtbar abgebaut, von übertriebener Euphorie könne aber keine Rede sein.
Deutschland als attraktivster Markt
Für Robert Halver von der Baader Bank stellen die Kursverluste des deutschen Leitindex in der vergangenen Woche nur eine charttechnische Gegenreaktion dar. Neben anderen Argumenten für den hiesigen Aktienmarkt nennt er auch das wachsende Interesse der Japaner an Deutschland: Die aktuelle Stabilisierung in Europa mit der einhergehenden schwindenden Unsicherheit an den Finanzmärkten werde in Japan für europäische Investitionen genutzt. 'Denn neben Kurs- winken hier auch Währungsgewinne', erläutert Halver. 'Dieser japanische Golfstrom erreicht insbesondere auch den deutschen Aktienmarkt, der für Japaner als der stabilste und realwirtschaftlich betrachtet als einer der attraktivsten in Europa gilt.'
Anschlussrallye wahrscheinlich
Aus technischer Sicht wird der DAX in Kürze die bei 7.194 Punkten gestartete Konsolidierung beenden, das meint jedenfalls BNP Paribas. 'Hierbei wäre es günstig, wenn das Aktienbarometer, wie bisher, das Ausbruchslevel 6.971 auf Tagesschlussbasis behaupten kann.' Gelinge dies, sei jederzeit der Beginn einer Anschlussrally bis 7.500/7.600 zu erwarten. 'Unterhalb von 6.935 und vor allem unterhalb von 6.910 müsste mit einer etwas weiter gefassten Konsolidierung mit Ziel bei ungefähr 6.835 Zählern gerechnet werden, bevor es Chancen für eine weitere 600 Punkte-Aufwärtsstrecke gibt', räumen die Charttechniker ein. Unterhalb von 6.835 schwänden die kurzfristigen Rallyechancen jedoch.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 26. März
11.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex März.
Dienstag, 27. März
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board März. HSBC Trinkaus & Burkhardt erwartet leicht rückläufige Ergebnisse: Die zuletzt höheren Rohstoffpreise und der daraus resultierende Anstieg der Benzinpreise drückten auf die Stimmung. Der Frühindikator basiert unter anderem auf den Neigungen der Verbraucher, größere Anschaffungen zu tätigen. Ein Wert unter 100 Punkten wird als Zurückhaltung gewertet, ein Wert darüber als Kaufbereitschaft.
Mittwoch, 28. März
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise März. Die kräftigen Preisanhebungen bei Kraftstoffen und Heizöl sowie die Strompreiserhöhung zum 1. März hielten die Verbraucherpreise in Deutschland weiter im Würgegriff, meint die DekaBank. Die Gesamtinflationsrate werde bei 2,3 Prozent im Jahresvergleich verharren.
16.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter Februar. Bei den Auftragseingängen sollten laut HSBC die Orders im Luftfahrt- und Maschinensektor nach dem schwachen Januarwert für einen deutlichen Gegenimpuls sorgen. Prognostiziert wird ein Plus von 3,3 Prozent nach einem Minus von 4 Prozent im Vormonat.
Donnerstag, 29. März
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote März. Am deutschen Arbeitsmarkt stehen laut HSBC die Chancen gut, dass zumindest ein Teil der absehbar geringeren Wachstumsimpulse aus dem Ausland durch eine höhere Binnennachfrage kompensiert werde. Die Analysten gehen davon aus, dass die Zahl der saisonbereinigten Arbeitslosen um weitere 21.000 gesunken und die Arbeitslosenquote von 6,8 auf 6,7 Prozent zurückgegangen ist.
Freitag, 30. März
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone März. Die Konsensschätzungen liegen bei 2,5 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Februar. Von den Einzelhandelsumsätzen für Februar kamen laut DekaBank erste positive Signale hinsichtlich der Konsumdynamik der privaten Haushalte im ersten Quartal. Die Analysten erwarten den stärksten monatlichen Konsumanstieg seit September 2011, allerdings seien hierfür auch gestiegene Energiekosten verantwortlich.
15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago März. Zwar dürfte der Index der HSBC zufolge um 3 auf 61 Punkte nachgeben, dennoch werde wohl weiter ein kräftiges Wachstum im verarbeitenden Gewerbe der Fed-Region Chicago angezeigt werden. Der Frühindikator misst die allgemeine Geschäftstätigkeit im mittleren Westen der USA. Ein Wert unter 50 deutet eine schrumpfende, ein Wert über 50 eine expandierende Wirtschaft an.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann schreiben Sie uns einfach an redaktion@deutsche-boerse.com
© 26. März 2012/Anna-Maria Borse
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