Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Preise für europäisches Erdgas sind am Dienstag gestiegen. Die Nachricht über ein Leck in beiden Strängen der Nord Stream-Pipeline unter der Ostsee hat die leise Hoffnung auf eine Normalisierung der Gasimporte aus Russland im kommenden Winter begraben.
Bis 16.12 Uhr stieg der Preis für den niederländischen TTF-Kontrakt, der als Maßstab für die Gaspreise in Nordwesteuropa dient, um 4,93 % auf 182,40 Euro pro Megawattstunde. Am Montag hatte er mit 168,50 Euro ein Zweimonatstief erreicht.
Anlass für die Bewegung der Gaspreise war die Warnung der schwedischen Schifffahrtsbehörde (SMA) vor weiteren Lecks in den Nord Stream-Pipelines, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland verlaufen. Die zweite Leitung war bereits mit Gas gefüllt, hatte aber vor der russischen Invasion in der Ukraine den kommerziellen Betrieb noch nicht aufgenommen, während Moskau den Gasfluss durch die erste Leitung mit der Begründung mechanischer Probleme gestoppt hat. Die deutsche Regierung hat dies als vorgeschobenen Grund für einen politisch motivierten Lieferstopp zurückgewiesen.
Laut SMA wurden zwei Lecks an der ersten Rohrleitung entdeckt, während die dänische Seesicherheitsbehörde am Montag ein Leck an der Pipeline Nord Stream 2 feststellte. Beide Behörden hatten die Schiffe angewiesen, wegen der Explosionsgefahr einen Mindestabstand von fünf Seemeilen zu den Leckstellen einzuhalten.
Der Betreiber der Nord Stream-Pipeline erklärte, er führe eine Untersuchung durch. Lecks in Unterwasser-Gaspipelines sind äußerst selten. Die Entdeckung von drei Lecks in unmittelbarer Nähe zueinander innerhalb von 24 Stunden ließ den Verdacht auf Sabotage aufkommen.
"Gut gespielt von Russland - völlige Abstreitbarkeit und "wir können kein Gas liefern, selbst wenn wir es wollten...", sagte Hans Tino Hansen, Gründer und CEO der Beratungsfirma Risk Intelligence in Kopenhagen, via Twitter.
Sollte sich der Verdacht auf Sabotage bestätigen, würde dies zu den immer zahlreicheren Indizien für russische Angriffe auf zivile Infrastrukturen beitragen, mit denen Russland seine politischen Ziele in der Ukraine verfolgt, zu denen inzwischen ausdrücklich die Annexion des Südens und Ostens des Landes gehört. Außerdem würden sich dadurch die Bedenken erhärten, dass Russland möglicherweise auch die Kernreaktoren in Saporischschja und andere ukrainische Kraftwerke beschädigen will, um auf diese Weise einen ukrainischen Gegner zu schwächen, der in den letzten Wochen erhebliche Geländegewinne gemacht hat.