Ein Börsenspruch, den bestimmt jeder von uns schon einmal gehört hat, geht ungefähr so: „Von Gewinnmitnahmen ist noch keiner gestorben.“ Doch wenn man mit Aktien langfristig Vermögen aufbauen möchte, sollte man ihn tunlichst nicht beachten. Denn um an der Börse entsprechende Ergebnisse zu erzielen, ist es von Vorteil, planvoll und überlegt zu handeln.
Aber leider sind viele Anleger sehr unruhig und unterliegen mitunter einem ständigen Tatendrang. Hier hingegen sollte man besser auf die zweite Börsenweisheit hören, die besagt: „Hin und her macht Taschen leer.“ Denn einfach einmal nichts zu tun, kann unter Umständen den Anlageerfolg ungemein erhöhen. Schauen wir uns im heutigen Artikel einmal an, warum man eine Aktie, auch wenn sie sich im Kurs verdoppelt hat, nicht verkaufen sollte.
Die magische Marke Es ist ein Ergebnis, welches viele Investoren zum Handeln verführt. Nämlich dann, wenn eine Aktie die sie erworben haben, um 100 % gestiegen ist. Nun gut, viele Anleger werden schon bei 20 bis 30 % Kurszuwachs nervös. Und einige juckt es erst bei 50 % Kursplus in den Fingern. Aber spätestens bei einer Verdopplung des Kurses überlegen sich viele, wenigstens die Hälfte der besagten Position zu verkaufen.
Aber warum ist das so? Nun gut, ich vermute, es hat etwas mit einem gewissen Sicherheitsdenken zu tun. Denn wenn man bei einer Kursverdopplung die Hälfte verkauft, hat man ja schließlich seinen Kaufpreis zurück auf dem Konto. Der Rest des Bestandes, so wird hier gedacht, kann dann ja für weitere Wertsteigerungen sorgen. Und dies gefühlt ganz ohne Risiko. Denn das Geld, welches man für die Aktie einmal bezahlt hat, liegt ja wieder sicher auf dem Konto.
Ich verstehe, dass man bei so einer Wertsteigerung natürlich ein wenig Angst bekommt, die erzielten Buchgewinne könnten wieder abschmelzen. Aber weder die Marktteilnehmer noch die Börse und schon gar nicht die besagte Aktie wissen ja, dass man jetzt gerade mit 100 % im Plus liegt. Das bedeutet, man sollte sich Folgendes fragen: Warum sollte eine Aktie aufhören zu steigen, nur weil man selbst denkt, sie sei schon zu gut gelaufen?
Darum sollte man am Ball bleiben Ich möchte jetzt einmal auf einen Umstand zu sprechen kommen, über den sich viele Anleger wahrscheinlich gar nicht im Klaren sind. Vielleicht kann es ja helfen, dass einige Leser dadurch ab jetzt ihre Investments ein wenig langfristiger ausrichten. Es geht hier darum, dass sich Aktienkursanstiege über längere Zeiträume exponentiell entwickeln. Schauen wir also einmal genauer hin.
Kauft ein Anleger 100 Aktien zu einem Preis von 100 Euro pro Stück, hat er insgesamt 10.000 Euro investiert. Steigt jetzt die gekaufte Aktie um 10 %, erhöht sich damit der Wert seiner Position um genau 1.000 Euro. Haben sich die Aktien nun mit der Zeit im Kurs verdoppelt, dann beträgt deren Wert jetzt also 20.000 Euro. Steigen die Papiere von diesem Wert aus um weitere 10 % an, würde sich der Wert der gesamten Position jetzt um 2.000 Euro erhöhen.
Aber wie geht denn so was? Der Aktienkurs ist in beiden Fällen um 10 % gestiegen, doch im zweiten Fall hat man doppelt so viel an Buchwert dazugewonnen. Es ist natürlich die Haltedauer, die hierbei eine Rolle spielt. Denn alleine durch die Kurssteigerungen, die über längere Zeiträume zusammenkommen können, erhält man bei jedem weiteren Anstieg der Aktie viel mehr Zuwachs in der gesamten Position.
Und wenn man seinen Investments sehr lange treu bleibt, erreicht man vielleicht sogar irgendwann auch 1.000 % Kurszuwachs. Und dies würde bedeuten, dass in unserem Beispiel dann eine weitere Steigerung um 10 % schon sagenhafte 11.000 Euro mehr Buchgewinn für den Anleger bedeuten würde.
1.000 % sind durchaus möglich Einige meinen jetzt bestimmt, dass solch hohe Steigerungen von 1.000 % und mehr nur hochspekulativen Werten vorbehalten sind. Aber das stimmt nicht. Bei einer entsprechend langen Haltedauer können auch ganz normale Blue Chips solche Kursentwicklungen vorweisen. Nehmen wir als Beispiel nur einmal Colgate-Palmolive (NYSE:CL) (WKN: 850667) und Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) (WKN: 851995). Beide Werte haben es nämlich geschafft, in einem Zeitraum von 30 Jahren die 1.000-%-Marke zu überspringen.
Quelle: Investment Calculator von Colgate-Palmolive und Johnson & Johnson (Kaufnebenkosten wurden nicht berücksichtigt und die Dividenden nicht wieder angelegt)
Ich denke, man kann hier sehr schön erkennen, welche Wertsteigerungen langfristig möglich sind. Und dies sollte man sich immer ins Gedächtnis rufen, wenn man darüber nachdenkt, eine Position zu verkaufen, nur weil ihr Wert um 100 % gestiegen ist. Einfach nichts tun und investiert bleiben, könnte unter obigen Gesichtspunkten vielleicht der bessere Weg sein.
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Andre Kulpa besitzt Aktien von Johnson & Johnson. The Motley Fool empfiehlt Johnson&Johnson.
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