Investing.com – Kaum einer der mehr als 7 Milliarden Erdenbürger hat noch nie etwas vom Klimawandel gehört. Nach saurem Regen und dem Ozonloch sind es nun vermehrt katastrophale Wetterkapriolen, welche die Menschheit in ihrer Existenz bedrohen.
Während selbst energiehungrige Branchen wie die Stahlindustrie versuchen auf grünen Strom umzusteigen, geht diese Entwicklung auch am energiehungrigen Kryptowährungsmarkt nicht spurlos vorbei.
Der Bitcoin ist nicht nur die bekannteste digitale Währungen, sondern auch die mit dem höchsten Energiebedarf. Jede einzelne Transaktion verbraucht aufgrund der Mining-Aktivitäten genauso viel Strom wie eine 3-köpfige Familie in einem Jahr. Ethereum ist die Nummer zwei und will es besser machen.
Ethereum wird effizienter und grün
Die Entwickler rund um den Ethereum-Gründer Vitalik Buterin arbeiten schon seit Längerem an einer Umstellung des Netzwerks von Proof-of-Work (PoW) auf Proof-of-Stake (PoS), wodurch das Mining entfällt und der Strombedarf für eine Transaktion erheblich sinkt.
Dem Ether-Netzwerk steht eine große Veränderung bevor, die bereits erfolgreich eingeleitet wurde. Seit Dezember vergangenen Jahres ist es möglich, Coins von ETH 1.0 auf ETH 2.0 zu verschieben, während diese bis zum endgültigen Launch der PoS-Blockchain bereits Staking-Renditen abwerfen. Vor einigen Tagen erreichte die Anzahl der gestakten Coins die Marke von 8 Millionen, was ein Beweis dafür ist, wie sehr die Community die Umstellung auf das effizientere Consensus-Verfahren unterstützt.
Die uns allen bekannte PoW Ethereum-Variante erhielt im August das EIP-1559 Upgrade, welches keineswegs dazu da war, die Gas-Gebühren zu senken, wie so oft behauptet wurde, sondern um einen reibungslosen Übergang zu Ethereum 2.0 zu gewährleisten.
Ether 2.0 rückt näher
Am 27. Oktober leiten die Entwickler nun die Aufwärmphase für die neue Beacon Chain ein, indem es zum Rollout des Altair-Hardfork kommt. Die Beacon Chain, die auf dem PoS-Verfahren beruht, existiert eine Zeitlang parallel zum PoW-Mainnet. In einer späteren Phase kommt es dann zum Finalen "The Merge", bei dem beide System verschmelzen.
Ab diesem Zeitpunkt wird sich dann auch die Menge an ETH, die generiert wird, erheblich verringern. Justin Drake verriet in einem Podcast mit Laura Shin, dass die Belohnung für Staker um den Faktor 10 sinkt.
Mit dem EIP-1559 Update hat das Verbrennen von Ether über Gas-Gebühren bereits erheblich zugenommen, aber nach der Verschmelzung der beiden Netzwerke wird noch weniger ETH ausgegeben, als derzeit verbrannt werden.
Das sinkende Angebot und die steigende Nachfrage werden den Preis dann zwangsläufig nach oben treiben. Einige Analysten halten sogar die Marke von 10.000 Dollar für wahrscheinlich.
ETH macht Bitcoin Konkurrenz
Sean Farell ist Leiter der Strategie für Digital Assets bei Fundstrat und hat in seiner Funktion in einem Interview mit Yahoo Finance darüber gesprochen, warum Ether auf 10.000 Dollar steigen kann.
"Was wir in früheren Bullenmarkt-Zyklen gesehen haben, ist, dass der Bitcoin die Rallye allgemein anführt. Das Kapital rotiert jedoch und die Investoren nehmen ihre Gewinne mit, die dann in Altcoins fließen. Dabei ist Ethereum der am meisten gehandelte Altcoin. Ehrlich gesagt gehen wir davon aus, dass viele Leute Ethereum zum Jahresende hin einfach übersehen, weil Bitcoin den Großteil der Schlagzeilen für sich beansprucht."
Mit dieser Einschätzung steht Farell keineswegs allein da. Die Magnetic Geschäftsführerin Megan Kasper hält ein Ethereum-Kursziel von 10.000 Dollar ebenfalls für realistisch, wie sie Yahoo Finance verriet.
"Sie werden kaum einen durchschnittlichen Investor treffen, der mit den neuesten Software-Updates im Ethereum-Netzwerk auf dem Laufenden ist. Doch das sogenannte EIP-1559 Update sorgte dafür, dass die Transaktionsgebühren tatsächlich verbrannt werden, was einen deflationären Effekt verursacht. Hinzu kommt der jüngste NFT-Hype, der uns gezeigt hat, dass alle nicht-fungiblen Token, die im Ethereum-Netzwerk geprägt und gehandelt wurden, zu einem raschen Anstieg der Ethereum-Verbrennung geführt haben."
Und wer weder Megan Kasper noch Sean Farell kennt, der hat bestimmt schon einmal von Goldman Sachs (NYSE:GS) gehört. Die Analysten der US-Investmentbank rechnen langfristig sogar damit, dass Ether den Bitcoin von seinem bis dato unangefochtenen Platz Nummer 1 verdrängt. Aus ihrer Sicht ist der Nutzen von Ethereum gegenüber Bitcoin um ein Vielfaches größer, und wenn ETH 2.0 mit erhöhter Skalierbarkeit an den Start geht, dann wird es für BTC eng.
Von Marco Oehrl