Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die Probleme von Europas größtem verarbeitendem Gewerbe haben sich im August fortgesetzt. Die Auftragseingänge sind so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr zurückgegangen.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sank die Zahl der Auftragseingänge im Vergleich zum Juli saison- und preisbereinigt um 2,4 % und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,1 %.
Analysten hatten mit einem Anstieg um 0,7 % gerechnet.
Die Zahlen verstärken das Bild einer immer stärkeren Kontraktion der deutschen Wirtschaft aufgrund des Krieges in der Ukraine und der schwindenden Gaslieferungen aus Russland. Deutschland war vor der russischen Invasion der größte Absatzmarkt für russische Erdgasexporte.
„Viele Unternehmen drosseln ihre Aufträge, weil teure Energie einige Geschäfte unrentabel macht“, sagt Jörg Kraemer, Chefvolkswirt der Commerzbank.
Der Einbruch der Auftragszahlen geht größtenteils auch auf die Schwäche der restlichen Eurozone zurück. Im gesamten Euroraum sind die Bestellungen seit Juli um 3,8 % rückläufig. Auch die Bestellungen inländischer Kunden gingen um 3,4 % zurück. Im Gegensatz dazu verzeichneten die Auslandsbestellungen außerhalb der Eurozone nur ein Minus von 0,4 %.
Allerdings wurden die Juli-Daten erheblich nach oben korrigiert. Jetzt steht ein Anstieg von 1,9 % statt eines Rückgangs um 1,1 % zu Buche. Diese Korrektur fiel im Vergleich zu anderen bisherigen Korrekturen dann doch sehr deutlich aus. Die Revision war auf die verspätete Meldung von Aufträgen aus der Luft- und Raumfahrtindustrie zurückzuführen.
Ein weiterer Trost war die Aussage des Statistikamts, dass die Zahlen durch volatile Großaufträge, die einen großen Einfluss auf die monatlichen Veränderungsraten haben können, noch verschlimmert wurden. Zieht man diese ab, gingen die Bestellungen nur um 0,8 % zurück.
Oliver Rakau von Oxford Economics konstatierte dank der Lockerung der Engpässe in der Lieferkette eine "gewisse Widerstandsfähigkeit" des Sektors. Er warnte jedoch, dass die jüngsten Unternehmensumfragen "darauf hindeuten, dass die Widerstandsfähigkeit bei den Auftragszahlen wahrscheinlich nicht von Dauer sein wird. Die hohen Auftragsbestände deuten darauf hin, dass sich die Abschwächung der Auftragseingänge mit einer ungewöhnlich langen Verzögerung auf die Produktion auswirken könnte."