FRANKFURT (dpa-AFX) - An den Aktienmärkten ist der Höhenflug noch nicht vorbei. "Die Tiefzinspolitik der Notenbanken ist und bleibt die dominante Einflussgröße an den Kapitalmärkten", lautet das Fazit von Bert Flossbach während einer Abendveranstaltung am Mittwoch in Frankfurt. Flossbach zählt zu den renommiertesten deutschen Fondsmanagern. Als Vorstand und Mitbegründer der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch (FvS) betreut er mit insgesamt rund 100 Mitarbeitern inzwischen ein Kundenvermögen von mehr als 15 Milliarden Euro. 2012 waren es noch etwas mehr als sieben Milliarden Euro gewesen.
Bevor es an den Börsen laut Flossbach jedoch weiter nach oben geht, stehe nach einem langen und fast stetigen Anstieg erst einmal eine Verschnaufpause an. Diese aktuelle Seitwärtsbewegung sei unter anderem der weiter unsicheren Lage in der Ukraine geschuldet, die vor allem die Börsen Europas betreffe. "Für die US-Börsen ist die Ukraine allerdings kein Thema", sagte er. Dabei erinnert der Fondsmanager an die Aussage von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, dass im Falle eines Einmarschs Russlands in die Ukraine wirtschaftliche Interessen hinter denen der Politik zurückstehen müssten. "Europäische, insbesondere deutsche Unternehmen wären von Sanktionen weitaus stärker betroffen als US-Konzerne."
Die Abkühlung der Wirtschaft in China als zweiter Hemmschuh für die Börsen müsse ebenfalls im Auge behalten werden. Sorgen bereite zugleich unverändert die Immobilienblase mit dem damit einhergehenden Kreditboom und dem Schattenbankensystem. Auch wenn das Chinageschäft großer Konzerne noch keine solche Anzeichen einer Abkühlung erkennen lasse: "Die Abhängigkeit von China ist nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch", sagte Flossbach, und verwies unter anderem auf die "enorme Abhängigkeit von BMW oder Audi".
Doch trotz der aktuell schwelenden Risiken aus dem Osten - das letztlich bestimmende und richtungsweisende Thema an den Märkten bleibt laut dem Fondsmanager die Geldpolitik der Notenbanken. Der Ukraine-Konflikt habe zwar zeitweise für Gewinnmitnahmen gesorgt, doch entscheidender für die Börsen seien die Äußerungen der EZB über eine mögliche weitere geldpolitische Lockerung gewesen. Daher seien nun die Erwartungen an die europäischen Währungshüter zur nächsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Juni hoch. Und auch er vermutet, dass dann weitere geldpolitische Maßnahmen angekündigt werden.
Mit niedrigen Zinsen rechnet der Vermögensverwalter inzwischen für eine "lange Zeit". Es sei schwer sich vorzustellen, dass die Zinsen je wieder auf frühere Niveaus zurückkehren werden. "Das ist vorbei", sagte Flossbach. Die Auswirkungen auf die Kapitalanlagemöglichkeiten seien damit erheblich und der Anlagenotstand dürfte die Aktienmärkte damit letztlich auch in Zukunft weiter beflügeln.um