Frankfurt, 23. Jan (Reuters) - Belastet von einem
Kurseinbruch der Allianz hat der Dax<.GDAXI> zum
Wochenschluss seine Talfahrt fortgesetzt. Der Leitindex lag am
Mittag 2,3 Prozent im Minus bei 4121 Zählern. Seit Jahresbeginn
hat der Dax damit rund 14 Prozent eingebüßt. "Die
Negativschlagzeilen nehmen einfach kein Ende", stöhnte ein
Börsianer. "Erst überbieten sich die Banken mit Abschreibungen,
und jetzt kommt ein Gerücht nach dem anderen zu den
Versicherern."
Die Spekulationen über drohende hohe Belastungen aus der
Finanzkrise ließen den europäischen Branchenindex für
Versicherer<.SXIP> um sieben Prozent einbrechen. In Frankfurt
führten die Aktien der Allianz mit einem Minus von
zeitweise fast zehn Prozent auf 57,56 Euro die
Dax-Verliererliste an, Hannover Rück verloren 9,3
Prozent auf 18,82 Euro. Auslöser der neuen Schockwelle war
Händlern zufolge eine Studie von Morgan Stanley über drastische
Kursverluste von Hybridanleihen - riskanten unbesicherten
Papieren, bei deren Ausfall den Zeichnern Komplettverluste
drohen. Einige Versicherer haben den Analysten zufolge solche
Papiere im Portfolio. In New York waren die Aktien des
Versicherers Aflac um 37 Prozent abgestürzt. In London
brach der Kurs von Legal & General um knapp 13 Prozent
ein.
KONJUNKTURELLER ABSCHWUNG ERFASST WEITERE UNTERNEHMEN
Die immer länger werdende Liste der Unternehmen, die wegen
einer schlechten Auftragslage ihre Produktion zurückfahren,
drückte die Stimmung an der Börse zusätzlich. Jetzt hat auch
Beiersdorf für die Tochter Tesa ab März Kurzarbeit
angemeldet, der Aktienkurs rutschte in Reaktion um acht Prozent
auf 36,80 Euro ab."Das Volumen ist relativ hoch, man könnte den
Eindruck bekommen, dass jetzt auch die letzten aus der Aktie
aussteigen", sagte ein Händler. Beim Chemieriesen BASF
nahmen Anleger einen negativen Kommentar von Merrill Lynch zum
Anlass auszusteigen. Deren Analysten warnen, dass die bereits
zurückgeschraubten Gewinnerwartungen für BASF nach wie vor zu
hoch seien, der Aktienkurs fiel um 5,4 Prozent.
Ebenfalls weit oben auf den Verkaufslisten der Börsianer
hielten sich Infineon-Aktien. Das Sorgenkind des
Münchener Konzerns, der Speicherchipproduzent
Qimonda, hat Insolvenz beantragt. Infineon sah
sich daraufhin gezwungen, zusätzliche Rückstellungen für
Verbindlichkeiten aus dem Qimonda-Geschäft zu bilden.
Infineon-Aktien brachen in der Spitze um knapp zwölf Prozent auf
63 Cent ein. Die auf dem Frankfurter Parkett gehandelten
Qimonda-ADRs fielen um 66 Prozent auf sieben Cent.
Auf der kurzen Gewinnerliste ragten Merck-Aktien
mit einem Plus von fast sechs Prozent auf 68,12 Euro heraus. Der
Pharma- und Chemiekonzern hat einen großen Schritt zur Zulassung
des Multiple-Sklerose-Medikament Cladribin gemacht.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Jörn Poltz)