* Minister: keine "endgültige Krisenlösung" bei EU-Gipfel zu erwarten
* Euro fällt wieder unter 1,38 Dollar
* Anleger hatten auf großen Wurf gesetzt
Frankfurt, 17. Okt (Reuters) - Die Euphorie unter Euro-Anlegern war am Montag nur von kurzer Dauer: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verpasste der aufkeimenden Hoffnung, dass Europas Politiker sich schon bald den großen Wurf zur Lösung der Schuldenkrise einigen, am Mittag einen Dämpfer: Man werde beim EU-Gipfel am Wochenende keine "endgültige Lösung" zur Schuldenkrise präsentieren, sagte er in Düsseldorf. Der Euro fiel daraufhin auf ein Tagestief von 1,3771 Dollar zurück, nachdem er mit 1,3914 Dollar am Morgen noch auf den höchsten Stand seit mehr als einem Monat gestiegen war. Die Aussagen Schäubles seien natürlich ernüchternd, sagte HSBC-Trinkaus-Analyst Lothar Heßler. Aber selbst wenn kein umfassender Befreiungsschlag präsentiert werde, "irgendetwas werden die Politiker am Sonntag vorlegen müssen".
Die Finanzminister der G20-Staaten hatten am Wochenende den Druck auf ihre Kollegen der Eurozone verstärkt, rigoros gegen die Krise vorzugehen. Der französische Finanzminister Francois Baroin und sein deutscher Kollege Wolfgang Schäuble versicherten, Europa sei dank der engen Zusammenarbeit der Regierungen in Paris und Berlin auf einem guten Weg. Am Montag sagte Schäuble, es seien fünf Elemente zur Beilegung der Schuldenkrise angestrebt. Dazu gehöre eine Lösung zu Griechenland. Diese werde es nicht ohne eine Reduzierung der Schulden geben könne, betonte der Minister. Auf eine Größenordnung wolle er sich öffentlich noch nicht festlegen.
ERWARTUNGEN AN EU-GIPFEL KÖNNEN NUR ENTTÄUSCHT WERDEN
Aus Sicht der Commerzbank-Analysten können die Anleger angesichts der hohen Erwartungen an den EU-Gipfel nur enttäuscht werden. Selbst ein größerer Schuldenschnitt in Griechenland "würde nur das nachvollziehen, was die Finanzmärkte längst einpreisen, nämlich dass Griechenland es nicht allein schafft, seine Schulden zu bedienen", hieß es in einem Kommentar. Schleierhaft ist es für die Experten auch, wie die Mittel des Euro-Rettungsschirms EFSF effektiver genutzt werden sollen. Eine Hebelung des EFSF wäre ihrer Ansicht nach nur mit den Mitteln der EZB möglich. "Genau diese Möglichkeit haben am Wochenende aber sowohl Schäuble als auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann ausgeschlossen, da sie das Verbot der Staatsfinanzierung durch die Notenbank verletzen würde."
ANLEGER NEHMEN KURS AUF SICHEREN HAFEN BUNDESANLEIHE
Am Rentenmarkt profitierten die als sicher geltenden zehnjährigen Bundesanleihen von der anhaltenden Ungewissheit über den Ausgang der Schuldenkrise. Die Kurse stiegen, die Renditen gaben entsprechend nach. Die Papiere warfen 2,140 Prozent ab, nach 2,206 Prozent im Schlussgeschäft am Freitag. "Die Zuversicht über eine baldige Lösung der Euro-Krise hat nicht lange angehalten", sagte ein Händler. Schäubles Aussagen hätten die Anleger wieder in die Realität zurückgeholt.
Italienische zehnjährige Papiere rentierten nahezu unverändert bei 5,800 Prozent, spanische leicht höher bei 5,312 Prozent. (Reporter: Daniela Pegna; redigiert von Andreas Kröner)