London (Reuters) - Die Inflation in Großbritannien ist vor dem bald anstehenden Zinsentscheid der Notenbank überraschend auf das niedrigste Niveau seit einem Jahr gefallen.
Die Verbraucherpreise legten im März laut den am Mittwoch vom Statistikamt ONS veröffentlichten Daten nur noch um 2,5 Prozent zum Vorjahresmonat zu. Noch im Februar waren es 2,7 Prozent und mit dem Wert hatten Experten auch für März gerechnet. Die Inflation nagt an der Kaufkraft der Verbraucher, da deren Löhne zuletzt nicht mit dem Preisauftrieb Schritt halten konnten. Das Pfund musste am Mittwoch Federn lassen, doch Experten sehen weiter gute Chancen für eine Zinserhöhung im kommenden Monat.
Das Pfund Sterling verbilligte sich nach den Daten auf 1,4176 Dollar von zuvor 1,4268 Dollar. Der Kursverfall der Landeswährung seit dem Brexit-Votum der Briten von 2016 gilt als Treiber der Inflation. Denn durch die schwächere Währung verteuern sich Importe.
Die BoE strebt eine Inflationsrate von lediglich zwei Prozent an. Sie hatte im November erstmals seit einem Jahrzehnt die Zinsen angehoben - auf 0,5 Prozent. Die Währungshüter haben eine weitere Straffung ins Auge gefasst, mit der viele Experten für den 10. Mai rechnen. Doch die überraschende Abschwächung der Inflation könnte Gegnern höherer Zinsen in der Notenbank in die Hände spielen.
Ökonom Jacob Deppe von der Handelsplattform Infinox erwartet, dass die Zinserhöhung "dennoch wahrscheinlich im Mai" kommen wird. Er verweist darauf, dass die Löhne in den Wintermonaten um 2,8 Prozent zugelegt haben. Sollte sich der Trend fortsetzen, werde der Inflationsdruck zunehmen und so Argumente für eine straffere Geldpolitik liefern: "Die Frage ist dann nur noch, ob es zu einem zweiten Schritt nach oben kommen wird - womöglich gegen Jahresende." Auch Volkswirt Daniel Vernazza von der Großbank UniCredit (MI:CRDI) geht davon aus, dass die Notenbank sich nicht von einer Erhöhung im Mai abbringen lässt: "Doch dann wird sie für den Rest des Jahres stillhalten."