FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Inflationserwartungen der Verbraucher in Deutschland sind im Juni erneut deutlich gefallen. Die auf Sicht von zwölf Monaten erwartete Teuerungsrate sank von 5,3 auf 4,8 Prozent, wie aus Daten der Bundesbank vom Freitag hervorgeht. Es ist der achte Rückgang in Folge. Die längerfristigen Inflationserwartungen für die nächsten fünf Jahre sanken ebenfalls spürbar von 5,1 auf 4,7 Prozent.
Im Vergleich zu ihrem Höchststand vom Oktober 2022 bei 8,2 Prozent seien die kurzfristigen Inflationserwartungen um 3,4 Prozentpunkte gesunken, erklärte die Bundesbank. Ein Drittel der Befragten rechne gegenwärtig mit sinkenden Inflationsraten.
Von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die für die gesamte Eurozone mittelfristig zwei Prozent Inflation anstrebt, sind die Erwartungen immer noch weit entfernt. Auch die tatsächliche Teuerung liegt in Deutschland mit zuletzt 6,4 Prozent deutlich über dem EZB-Ziel, auch wenn die Rate im Trend spürbar gesunken ist.
Für die Geldpolitik der EZB spielen die Inflationserwartungen eine große Rolle. Denn moderne Geldpolitik funktioniert vor allem über die Steuerung von Erwartungen. Rechnen die privaten Haushalte mit einer hohen Inflation, fordern sie auch meist mehr Lohn und Gehalt, was die Inflation weiter anheizen kann. Fachleute sprechen von Zweitrundeneffekten.