Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die herstellerseitige Inflation in Europas größter Volkswirtschaft setzte im September ihren Rekordanstieg fort. Deutsche Unternehmen gaben erneut einen kräftigen Energiekostenanstieg an ihre Kunden weiter.
Die deutschen Erzeugerpreise stiegen im Monatsvergleich um 2,3 % und auf Jahresbasis um atemberaubende 45,8 %, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstagmorgen mit.
Die Zahlen belegen einmal mehr den fortgesetzten Inflationsdruck und erhöhen den Druck auf die Europäische Zentralbank, die Leitzinsen trotz der offensichtlichen Konjunkturabschwächung in der Eurozone weiter anzuheben.
Der weitaus größte Preisanstieg entfiel nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes auf die Energiepreise, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 132 % gestiegen sind. Sowohl Erdgas als auch Strom waren dreieinhalb Mal so teuer wie vor einem Jahr. Dies trieb auch die Kosten für verfügbare Ersatzstoffe in die Höhe, wenn auch in geringerem Maße: Die Preise für Heizöl sind seit September 2021 um 84 % gestiegen.
Ohne Berücksichtigung der Energiepreise ist die jährliche Erzeugerinflation nun seit vier Monaten rückläufig und lag im September bei "nur" 14 %. Jedoch sind die Folgen der Energiepreiserhöhungen bei anderen Gütern, bei denen Energie ein wichtiger Input ist, deutlich sichtbar. Die Preise für Nitratdünger haben sich im vergangenen Jahr verdreifacht, während Lebensmittel wie Butter und Kaffee um 72 % bzw. 32 % gestiegen sind.
Die deutsche Industrie hat in den letzten Monaten ihre Produktion gedrosselt. Das liegt unter anderem daran, dass viele Unternehmen angesichts der hohen Energiepreise nicht profitabel arbeiten können. Die Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe ist sowohl im Juli als auch im August zurückgegangen. Sowohl die Deutsche Bundesbank als auch andere große Finanzinstitute sehen eine Rezession als unausweichlich an.
Einer der wenigen Posten im Warenkorb des Statistischen Bundesamtes, der sinkende Preise aufwies, war Altmetall, dessen Preis um 9 % sank. Viele Stahlwerke konnten den für die Verarbeitung benötigten Strom einfach nicht mehr bezahlen.
Die Entwicklungen seit September deuten jedoch auf eine gewisse Lockerung der Bedingungen an der Energiefront hin. Die Großhandelspreise für Erdgas erreichten Anfang dieser Woche ihren niedrigsten Stand seit drei Monaten. Der Preisverfall war eine direkte Reaktion auf Daten, die zeigten, dass Deutschland – und die EU im Allgemeinen – seine Gasspeicher rechtzeitig für die Wintermonate gefüllt haben. Das macht das Rationierungsrisiko unwahrscheinlicher und dürfte zu einer flacheren Rezession führen als ursprünglich befürchtet, schrieben Analysten der Berenberg Bank in einer Kundenmitteilung.