Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Leitzinsen weiter kräftig anzuheben, hat am Dienstag abermals zugenommen. Denn die größte Volkswirtschaft der Eurozone meldete eine neue Rekordinflation auf Herstellerebene.
Die deutschen Erzeugerpreise stiegen im August um 7,9 % und um 45,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit. In beiden Fällen handelte es sich um neue Rekordwerte in der 83-jährigen Geschichte der Bundesrepublik. Sie lagen zudem klar über den Erwartungen der Analysten. Ökonomen hatten erwartet, dass der Erzeugerpreisindex im August nur noch um 1,6 % gegenüber dem Vormonat und um 37,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat steigen würde.
Laut Destatis war der Hauptgrund für diese Entwicklung der kräftige Anstieg der Strompreise angesichts der zunehmenden Probleme mit der Leistungsfähigkeit französischer Kernreaktoren.
Frankreich ist seit jeher ein wichtiger Stromexporteur, hatte aber in den letzten Wochen mit technischen Problemen und zunehmend auch mit der trockenheitsbedingten Wasserknappheit der französischen Flüsse zu kämpfen. Der niedrige Wasserstand der deutschen Flüsse, insbesondere des Rheins, machte es ebenfalls fast unmöglich, Kohle zu den Kraftwerken im Süden des Landes zu transportieren. Diese Problematik wurde umso akuter, als Russland Ende des Monats seine Gaslieferungen fast vollständig einstellte.
Die Energiepreise insgesamt stiegen um 139 % gegenüber dem Vorjahresmonat und um 20,4 % gegenüber Juli. Insbesondere die Strompreise erhöhten sich um 175 %. Der Anstieg beschränkte sich jedoch nicht nur auf Energie: Die Preise für Vorleistungsgüter verteuerten sich um 17,5 %, die Preise für Investitionsgüter um 7,8 % und die Preise für Gebrauchs- und Verbrauchsgüter um 10,9 % bzw. 16,9 %.