London (Reuters) - In Großbritannien sind ein gutes halbes Jahr vor dem Brexit überraschend Jobs abgebaut worden.
Für den Zeitraum Juni bis August meldete das Statistikamt ONS am Dienstag ein Stellenminus von 5000. Einen Abbau von Jobs hatte es in der Statistik seit fast einem Jahr nicht mehr gegeben. Volkswirte hatten mit einem Stellenaufbau um 11.000 gerechnet. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,0 Prozent und damit auf dem tiefsten Stand seit 1975. Der Lohnzuwachs für die Beschäftigten - ohne Bonuszahlungen - fiel zugleich mit 3,1 Prozent relativ üppig aus: So stark stiegen die Gehälter seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr.
Die britische Notenbank beobachtet die Lohnentwicklung sehr genau. Sie analysiert die Daten auf Anzeichen für steigende Verbraucherpreise hin, zumal sich seit der Brexit-Entscheidung von 2016 Inflationsdruck aufgebaut hat. Für die am Mittwoch anstehenden Verbraucherpreisdaten für September erwarten Experten ein Plus von 2,6 Prozent. Damit dürfte die Inflation erneut einen Großteil der Lohnzuwächse aufzehren.
Die britische Notenbank hatte im Kampf gegen die anziehende Teuerung den Leitzins im August auf 0,75 Prozent angehoben. Zentralbankchef Mark Carney hat signalisiert, dass die Bank of England in der nahen Zukunft Jahr für Jahr bei den Zinsen einen weiteren Viertelpunkt nach oben gehen könnte. Großbritannien will der EU Ende März 2019 den Rücken kehren. Carney hat sich mit Blick auf dieses für die britische Wirtschaft heikle Datum entschieden, länger als zunächst von ihm geplant an der Spitze der Notenbank zu bleiben.