BERLIN (dpa-AFX) - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will ukrainische Kriegsflüchtlinge zum Sprung auf den deutschen Arbeitsmarkt ermutigen. Gleichzeitig stimmte er die Menschen in Deutschland darauf ein, dass viele Geflüchtete länger im Land bleiben und auch arbeiten. Heil äußerte sich am Dienstag bei einem Besuch einer Job-Beratungsstelle der Deutschen Bahn und der Bundesagentur für Arbeit für ukrainische Flüchtlinge am Dienstag in Berlin.
Heil kündigte an, dass sich Bundesregierung und Bundesländer weiter um Erleichterungen bei der Anerkennung ukrainischer Abschlüsse in Deutschland bemühen würden. "Da müssen wir besser werden mit der Anerkennung, damit die Ukrainerinnen und Ukrainer auch gute Berufe finden."
Beispiel Bahn: In Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit bietet das Staatsunternehmen an sechs Standorten Orientierung und Beratung - unter anderem in einem gläsernen Bahngebäude am Berliner Hauptbahnhof. Insgesamt seien bis Mitte Mai 900 Beratungsgespräche geführt worden und mehr als zwei Dutzend Personen eingestellt worden, berichtete Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. "Wir wollen hier ein klares Signal setzen, dass Menschen, die aus verheerenden Umständen geflüchtet sind, hier Anteilnahme und Schutz erfahren", so Seiler.
In Berlin bereitet sich beispielsweise Tetyana Kononenko darauf vor, bei der Bahn als Elektrotechnikerin anzufangen. Die 38-Jährige arbeitete vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine bereits seit 15 Jahren für die ukrainische Eisenbahngesellschaft Ukrsalisnyzja. "Ich möchte in dem Beruf arbeiten, den ich gelernt und ausgeübt habe", sagte sie. In Schytomyr - rund 140 Kilometer westlich von Kiew - war sie in der Leit- und Sicherungstechnik tätig, also in der Koordination des Schienenverkehrs.
Nach Deutschland ist die 38-Jährige Anfang März mit ihren zwei Kindern geflohen. Die Arbeit sei für sie auch wichtig, um zumindest vorübergehend die Sorgen um ihre Heimat in den Hintergrund zu drängen, sagte Kononenko.
Aus Sicht Heils zeigen solche Beispiele, "wie es gehen kann und sie ermutigen auch andere Menschen". Der Zugang zum Arbeitsmarkt solle zwar in erster Linie zur Unterstützung der Flüchtlinge beitragen - aber Heil bekräftigte, dass Zuwanderung qualifizierter Menschen grundsätzlich auch wichtig sei für die Fachkräftesicherung in Deutschland.