BERN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die starke Aufwertung des Franken hat die Schweizer Wirtschaft zu Jahresbeginn ausgebremst: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Januar bis März um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. Bankvolkswirte hatten hingegen mit einer Stagnation gerechnet. Es ist der erste Rückgang der Wirtschaftsleistung seit rund dreieinhalb Jahren. Erste Experten sehen angesichts der trüben Aussichten für das laufende Quartal bereits eine Rezession. Zum Vorjahresquartal stieg das BIP um 1,1 Prozent.
Im Januar hatte sich die Schweizerische Notenbank SNB aus heiterem Himmel dazu entschlossen, sich nicht mehr gegen die Aufwertung des Franken zu stemmen. Auslöser war die zunehmend lockerere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die den Euro immer stärker abwerten ließ. Die SNB musste massiv am Devisenmarkt intervenieren, um ihre Kursgrenze von 1,20 Franken je Euro zu verteidigen. Nach der Aufhebung der Grenze gewann die Schweizer Währung schlagartig an Wert, was den Außenhandel und die Schweizer Tourismusbranche erheblich belastete.
AUSFUHREN GEHEN STARK ZURÜCK
Wie Daten des Seco zeigen, ging der Außenhandel im ersten Quartal auf Tauchstation. Die Warenausfuhren schrumpften um 2,3 Prozent. Besonders stark fielen die Rückgänge in der Chemie- und Pharmabranche sowie im Maschinenbau aus. Ein noch stärkerer Rückgang der Wirtschaftsleistung wurde durch höhere Investitionen der Unternehmen und die Konsumausgaben der privaten Haushalte verhindert.
"Wir erwarten, dass das BIP im zweiten Quartal sogar noch stärker als im ersten Quartal schrumpfen wird, so dass sich die Schweizer Wirtschaft bereits in einer Rezession befinden dürfte", kommentierte die Schweizer Privatbank Sarasin. Eine Erholung sei erst im zweiten Halbjahr zu erwarten, wenn sich die Wirtschaft auf den starken Franken eingestellt habe. Im Gesamtjahr rechnet die Bank mit einem Wachstum im 0,7 Prozent, gefolgt von 1,3 Prozent im kommenden Jahr.