LONDON/DUBLIN (dpa-AFX) - Als Irlands Finanzminister Brian Lenihan am 30. September 2010 die Lage der maroden Banken offenbarte, wollte er vor allem ehrlich sein. Er skizzierte, wie sich das kleine, von der Krise geschundene Land mit Finanzspritzen von bis zu 50 Milliarden Euro und Verstaatlichung von Banken gegen den drohenden Bankrott wehren würde - und wann es wieder aufwärts gehen könnte. Kurzfristig ging sein Plan nicht auf.
Die Börsen quittierten Lenihans Ankündigungen mit Kurseinbrüchen von bis zu 30 Prozent, der Tag ging als 'Schwarzer Donnerstag' in die jüngere Geschichte des Landes ein. Mittlerweile geht es dem Land besser.
Der inzwischen gestorbene Lenihan hatte an jenem 30. September noch nicht einmal das ganze Ausmaß der Krise abgesehen. Nicht 50 Milliarden Euro waren es, die das Land an schnellen Finanzspritzen brauchte, sondern insgesamt 85 Milliarden Euro. Nach Lage der Dinge muss aber nicht alles ausgegeben werden. Die veranschlagten 35 Milliarden Euro für die marode und inzwischen verstaatlichte Anglo Irish Bank könnten sich deutlich reduzieren - falls nicht weitere Hiobsbotschaften eintreffen.
38 Prozent des aktuellen Bruttoinlandsproduktes von rund 160 Milliarden Euro musste Irland bisher in sein aufgeblähtes und schließlich geplatztes Bankensystem stecken, bilanzierte der Internationale Währungsfonds in seinem jüngsten Bericht. Das Geld musste zum großen Teil der Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds garantieren, weil die Märkte Irland nicht mehr vertrauten und Dublin auf dem freien Markt kein Geld mehr zu akzeptablen Bedingungen leihen konnte.
Inzwischen hat sich das 4,5-Millionen-Einwohner-Land zum Musterschüler entwickelt - zumindest unter den Krisenstaaten. Die 'Troika' aus Vertretern von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF attestiert den Iren regelmäßig gute Arbeit. 'Alle vereinbarten Ziele wurden erreicht', hieß es erst vor knapp drei Wochen von den Finanzwächtern. Eine neue Regierung führt fort, wofür Lenihan vor einem Jahr die Grundlage gelegt hatte.
Und auch die Zahlen sprechen für sich: Die Wirtschaft wächst wieder, wenn auch langsam. Im zweiten Quartal waren es immerhin 1,6 Prozent, im ersten Quartal sogar 1,9. Allerdings sind es weiter vor allem die ausländischen Firmen, die mit ihren Exporten die Wirtschaftsleistung nach oben treiben.
Die Kaufkraft im Binnenland ist durch die enormen Sparanstrengungen weiter bescheiden, die Arbeitslosigkeit hoch. Im August waren nach Angaben der Nationalen Statistikbehörde CSO 14,5 Prozent ohne Job. Für staatliche Anschübe ist kein Geld da. Irland hat seinen Haushalt in den Jahren 2008 bis 2011 schon um 20 Milliarden Euro geschrumpft, für 2012 stehen weitere 3,6 Milliarden an.
Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass das Haushaltsdefizit, das im vergangenen Jahr auf die Rekordmarke von 32 Prozent nach oben geschossen war, in diesem Jahr bei 10,2 Prozent liegen werde - leicht unter den Vorgaben. Im Jahr 2012 werde die im Rettungsplan vereinbarte Zielmarke von 8,6 Prozent erreicht. Im Jahr 2015 soll dann mit 2,9 Prozent wieder die Maastricht-Grenze von 3 Prozent unterschritten werden. Die Gesamtverschuldung liegt weiter bei über 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und soll im Jahr 2013 den Höhepunkt von mehr als 110 Prozent erreichen. Der Maastricht-Vertrag erlaubt 60 Prozent./dm/DP/ajx
Von Michael Donhauser, dpa
Die Börsen quittierten Lenihans Ankündigungen mit Kurseinbrüchen von bis zu 30 Prozent, der Tag ging als 'Schwarzer Donnerstag' in die jüngere Geschichte des Landes ein. Mittlerweile geht es dem Land besser.
Der inzwischen gestorbene Lenihan hatte an jenem 30. September noch nicht einmal das ganze Ausmaß der Krise abgesehen. Nicht 50 Milliarden Euro waren es, die das Land an schnellen Finanzspritzen brauchte, sondern insgesamt 85 Milliarden Euro. Nach Lage der Dinge muss aber nicht alles ausgegeben werden. Die veranschlagten 35 Milliarden Euro für die marode und inzwischen verstaatlichte Anglo Irish Bank könnten sich deutlich reduzieren - falls nicht weitere Hiobsbotschaften eintreffen.
38 Prozent des aktuellen Bruttoinlandsproduktes von rund 160 Milliarden Euro musste Irland bisher in sein aufgeblähtes und schließlich geplatztes Bankensystem stecken, bilanzierte der Internationale Währungsfonds in seinem jüngsten Bericht. Das Geld musste zum großen Teil der Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds garantieren, weil die Märkte Irland nicht mehr vertrauten und Dublin auf dem freien Markt kein Geld mehr zu akzeptablen Bedingungen leihen konnte.
Inzwischen hat sich das 4,5-Millionen-Einwohner-Land zum Musterschüler entwickelt - zumindest unter den Krisenstaaten. Die 'Troika' aus Vertretern von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF attestiert den Iren regelmäßig gute Arbeit. 'Alle vereinbarten Ziele wurden erreicht', hieß es erst vor knapp drei Wochen von den Finanzwächtern. Eine neue Regierung führt fort, wofür Lenihan vor einem Jahr die Grundlage gelegt hatte.
Und auch die Zahlen sprechen für sich: Die Wirtschaft wächst wieder, wenn auch langsam. Im zweiten Quartal waren es immerhin 1,6 Prozent, im ersten Quartal sogar 1,9. Allerdings sind es weiter vor allem die ausländischen Firmen, die mit ihren Exporten die Wirtschaftsleistung nach oben treiben.
Die Kaufkraft im Binnenland ist durch die enormen Sparanstrengungen weiter bescheiden, die Arbeitslosigkeit hoch. Im August waren nach Angaben der Nationalen Statistikbehörde CSO 14,5 Prozent ohne Job. Für staatliche Anschübe ist kein Geld da. Irland hat seinen Haushalt in den Jahren 2008 bis 2011 schon um 20 Milliarden Euro geschrumpft, für 2012 stehen weitere 3,6 Milliarden an.
Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass das Haushaltsdefizit, das im vergangenen Jahr auf die Rekordmarke von 32 Prozent nach oben geschossen war, in diesem Jahr bei 10,2 Prozent liegen werde - leicht unter den Vorgaben. Im Jahr 2012 werde die im Rettungsplan vereinbarte Zielmarke von 8,6 Prozent erreicht. Im Jahr 2015 soll dann mit 2,9 Prozent wieder die Maastricht-Grenze von 3 Prozent unterschritten werden. Die Gesamtverschuldung liegt weiter bei über 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und soll im Jahr 2013 den Höhepunkt von mehr als 110 Prozent erreichen. Der Maastricht-Vertrag erlaubt 60 Prozent./dm/DP/ajx
Von Michael Donhauser, dpa