Frankfurt (Reuters) - Die Banken in der Euro-Zone reichen immer mehr von dem billigen Zentralbankgeld an die Unternehmen weiter.
Im April vergaben sie 1,2 Prozent mehr Darlehen an nicht zur Finanzbranche zählende Firmen als vor Jahresfrist, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt mit. Das ist der kräftigste Anstieg seit November 2011. Im März hatten sie noch 1,1 Prozent und im Februar 1,0 Prozent mehr Kredite an Unternehmen ausgehändigt. Private Haushalte im Währungsraum erhielten von den Geldhäusern im April 1,5 Prozent mehr Darlehen als ein Jahr zuvor.
Der Kreditzyklus drehe weiter ins Positive, kommentierte Johannes Mayr, Volkswirt bei der Bayerischen Landesbank. "In jedem Fall geben die heutigen Daten der EZB Rückenwind, auf ihrer Juni-Sitzung am Donnerstag in dem aktuellen 'Wir-müssen-mehr-Geduld-haben'-Modus zu verharren und zunächst keine weiteren Lockerungen in Aussicht zu stellen." Der EZB-Rat trifft sich an dem Tag in Wien zu seiner Zinssitzung.
Die Euro-Wächter kaufen seit mehr als einem Jahr Staatsanleihen der Euro-Länder in großem Umfang. Das monatliche Volumen der gesamten Wertpapierkäufe wurde erst kürzlich auf 80 Milliarden Euro von zuvor 60 Milliarden Euro erhöht. EZB-Präsident Mario Draghi und seine Notenbank-Kollegen wollen mit dem in Deutschland umstrittenen Programm die Anleihe-Renditen drücken. Die Titel sollen für Banken als Investment weniger attraktiv werden. Stattdessen sollen sie mehr Kredite an Firmen und Haushalte ausreichen. Denn das hilft der Konjunktur und sorgt auch dafür, das die aus EZB-Sicht unerwünscht niedrige Inflation wieder ansteigt.
Stark fiel im April der Zuwachs bei den Verbraucherkrediten mit einem Anstieg von 5,3 Prozent aus. Aber auch die Vergabe von Darlehen für den Hauskauf erhöhte sich um 2,3 Prozent. Die für die Euro-Zone wichtige Geldmenge M3 nahm im April um 4,6 Prozent zu. Experten hatten allerdings mit einem stärkeren Plus von 5,0 Prozent gerechnet. Die Geldmenge M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.