TOKIO (dpa-AFX) - Japans Zentralbank hält trotz einer steigenden Inflation weiter an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Die Bank of Japan beschloss am Freitag nach zweitägigen Beratungen, dass die Geschäftsbanken des Landes weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Zentralbank besorgen können. Der Leitzins bleibt wie von Analysten erwartet bei minus 0,1 Prozent.
Kredite für Investitionen der Wirtschaft und für Verbraucher sind damit weiter billig. Zwar steigen auch in Japan die Preise, aber vor allem wegen der drastisch gestiegenen Energiekosten. Wie die Statistikbehörde ebenfalls am Freitag mitteilte, lag die Inflationsrate im Februar bei 0,9 Prozent. Im Januar waren die Verbraucherpreise im Jahresvergleich nur um 0,5 Prozent gestiegen.
Ohne die Berücksichtigung von frischen Lebensmitteln und der Kosten für Energie sind die japanischen Verbraucherpreise allerdings gesunken. In dieser Abgrenzung meldete das Statistikamt für Februar wie von Analysten erwartet eine negative Inflationsrate von minus 1,0 Prozent. In Japan ist die Preisentwicklung seit geraumer Zeit viel schwächer als in anderen großen Industriestaaten.
Das seit Jahren von der japanischen Notenbank verfolgte Inflationsziel von zwei Prozent wird damit weiterhin nicht erreicht. Die Notenbanker verwiesen in ihrer Stellungnahme zur Zinsentscheidung auf die Unsicherheiten für die japanische Wirtschaft durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Während die US-Zentralbank Fed am Mittwoch erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ihren Leitzins erhöhte, halten die Kollegen in Japan unverändert an ihrem Kurs fest.
Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda sagte allerdings in der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung, dass die Inflation seiner Einschätzung nach im April die angepeilte Zielmarke von zwei Prozent erreichen könnte. Allerdings machte er auch deutlich, dass die Inflationsrisiken deutlich schwächer seien als in anderen Regionen der Welt und es daher "absolut keine Notwendigkeit" für eine Zinserhöhung gebe.
"Die Uhren ticken in Japan eben doch etwas anders", kommentierte Analyst Bernd Krampen von der NordLB die geldpolitischen Entscheidungen. Die Bank of Japan bleibe "mit stoischer Ruhe ein Außenseiter unter den Notenbanken".